Zwei wichtige Dokumente über die Strecke A Filettas: Zunächst wird die außergewöhnliche Dokumentarfilm "Trent'anni pocu, trent'anni assai" im Jahr 2008 für France 3 von Cathy Rocchi. Dieser Film wurde in der DVD von Harmonia Mundi erschienen.
Und auch mein Buch, "A Filetta, Tradition et ouverture - De la polyphonie corse au chant du monde "im Jahr 2009 bei Editions Colonna veröffentlicht.
Dieser korsischer Ausdruck, der weit in der Zeit zurückreicht, symbolisiert die Verbundenheit der Korsen mit ihrem Land. Es ist daher kein Zufall, dass im Jahr 1978, zur Zeit des "riacquistu" , eine Gruppe von Freunden, auf Initiative von Michel Frassati, eine kulturelle Gruppe benannt "A Filetta" ("Das Farn") gründete, einem Symbol für Verwurzelung und Widerstandsfähigkeit.
Jean Claude Acquaviva und Jean Sicurani sind von Beginn an dabei. Wie der Name der Gruppe es erwarten ließ, war das angestrebte Ziel die Bewahrung der mündlichen Überlieferung. Sehr bald jedoch erkennt die junge Gruppe die Notwendigkeit, Tradition und Neuschöpfungen zu vereinbaren. Sie beteiligt sich bald (1982) an der Wiedereinführung der "Passion" in Calenzana, an der zahlreiche Verbände der Balagne, insbesondere die Bruderschaften von Calvi, Calenzana und andere, teilnahmen.
Innerhalb der ersten vier Alben: Machja n'avemu un’altra (1981), O vita (1982), Cun tè (1984) und l’Abbriu di e stagione (1987), entwickelt sich nach und nach der Stil von A Filetta mit spezifischen Rhythmen und Texten von großer Poesie (Mare, Cun tè, O Vita).
Gleichzeitig leistet die Gruppe, die auf kulturellem Gebiet sehr präsent ist, Forschungsarbeit in der traditionellen Polyphonie, in der Balagne, aber auch anderswo. Durch diesen Ansatz entsteht 1989
A u visu di tanti, wo man traditionelle kirchliche Polyphonien, wie O Salutaris (u Mucale), Requiem (Rusiu) oder profane (Paghjella di Tagliu) hört - in Verbindung mit sehr unterschiedlichen musikalischen Ideen der Vergangenheit wie Anima, wo die Gruppe klassische Instrumente wie Cetera, die Pivana oder Percussion verwendt.
Bei dieser Platte vollzieht die Gruppe eine erste Richtungsänderung mit einer polyphonen Neuschöpfung (U Lamentu di Ghjesù), die sich sehr gut in die Gesangstradition der Insel einfügt. (Dieses Lied, das intensive Emotionen auslöst, gehört im Jahre 2005 immer noch zum Repertoire der Gruppe.) In dieser Zeit ist es vor allem der Kontakt mit den Bruderschaften, der sich im Schreiben von sakralen polyphonen Liedern auswirkt.
1989 erklomm A Filetta eine neue Stufe, indem sie sich an der Organisation der Polyphonietreffen in Calvi beteiligten."Das ist ein zweiter Wendepunkt, ein Bewußtwerden, in Richtung einer Offenheit zu gehen, wobei wir unsere Eigenart bewahren. Und das ist auch deshalb erforderlich, weil in der Musik nichts erstarrt ist," erklärt Jean-Claude Acquaviva. Fünfzehn Jahre lang bereichert sich die Gruppe durch den Austausch mit anderen Traditionen, wie denen Griechenlands, Albaniens, Sardiniens und vor allem Georgiens." Der Austausch mit den Georgiernist sehr intensiv verlaufen. Gleich als sie begannen zu singen, hatte man den Eindruck, daß sie uns ein Bild von uns selbst widerspiegeln; das war ziemlich überraschend.Man fand an ihnen die gleichen Gesten wieder, die gleiche Art, sich in das Lied hineinzufinden. Tatsächlich haben sie hinsichtlich des Obertons eine Musik, die unserer sehr nahe ist. Aus diesem Grund haben wir uns darangemacht, georgische Lieder zu singen, und sie sind zwei Jahre später zurückgekommen mit unseren Liedern. Man hätte wirklich gesagt, es seien korsische Sänger.(...) Diese Treffen stellten unseren Gesang wieder in seine Matrize: beim Hören der Liedern von Kaukasiern, Albaniern, Kabylen, Türken, Syriern, hörten wir einen Teil von uns selbst singen. (...) Wir haben nächtelang gemeinsam mit den Mongolen und den Inuit gesungen, ohne ein einziges Wort auszutauschen."
1992 kam Ab Eternu heraus, das sich fast vollständig den liturgischen Liedern widmet (Totenmesse, Karwoche), mit Ausnahme von Sumiglia, komponiert zur Erinnerung an Ghjuvan Battista Acquaviva.
1994 erschien
das Album Una Tarra ci hè.
Dieses Album ist das der Reife, mit gelungenen polyphonen Kreationen
(A
Paghjella di l'Impiccati, U Lamentu di Maria),
wie auch mit Instrumenten. Alle Stücke sind von großer Qualität.
Parallel dazu hatte U Svegliu Calvese beschlossen,
die Tradition der Karwoche in der Balagne wieder aufleben zu lassen,
und A Filetta setzten sich 1993 von neuem ein, um diese Veranstaltung
wiederaufzunehmen, an die Schritte anknüpfend,
die man zehn Jahre zuvor unternommen hatte. "Es geht für uns darum, der
Passion ein menschlicheres Gesicht zu geben: die Geschichte eines
Menschen, vor der des Gottessohnes."
Passione, erschienen 1997, ist ein
ausschließlich den Passionsliedern gewidmetes Album, sowohl
traditionnelle, als auch Kompositionen der Gruppe. Die sorgfältige
Architektur der Stimmen, die feurige Lyrik und die erstaunliche
Interpretation fegen alle Vorurteile weg, um für nichts anderes Platz
zu lassen, als für die Universalität der Kunst. In diesem Album sind
besonders U
Sipolcru
und A Sintenza bemerkenswert, zwei Kompositionen
von Jean-Claude, Ghmerto,
ein emblematisches
georgisches Lied, sowie in einer neuen Version, dramatischer als die
erste, U
Lamentu di Ghjesu. 1998
setzte der neapolitanische
Regisseur Orlando Forioso La Passion in Szene.
Diese Nachstellung der letzten Tage des Lebens Christus in korsischer
Sprache wurde in der Zitadelle von Calvi von 30 ehrenamtlichen
Schauspielern gespielt, begleitet von A Filetta. Diese Aufführung wurde
im folgenden Jahr am 3., 4. und
5. April 1999
wiederholt. Die Passion inspiriert gleichermaßen den Via
Crucis, der am 30. und
31. März 2002
in der Zitadelle präsentiert wurde. Der Kreuzweg, versehen mit Texten
aus der modernen Literatur (Borgès, Primo Levi,
Filippini), wurde von Orlando Foriosoinszeniert und,
Anfang Februar 2003
wiederholt speziell für FR3,
Gegenstand einer Fernsehausstrahlung an Ostern desselben Jahres.
A
Filetta erreicht einen neuen, wichtigen Punkt: an einem Abend im August
1995 trifft die Gruppe anläßlich eines Konzerts im Oratorium
St. Antoine von Calvi den jungen Regisseur Jean-Yves
Lazennec. Die Idee einer Zusammenarbeit wird geboren, und einige Monate
später nimmt ein Projekt Gestalt an, einen antiken Text zu inszenieren:
Medea von Seneca. Die musikalische Gestaltung wird
der Gruppe anvertraut, die den lateinischen Text ins Korsische
übersetzt. Am 12., 13. und 14. November 1997
präsentiert A Filetta die Chöre von Medea im Theater von Bastia.
Jean-Yves
Lazennec wird später sagen: "A Filetta bietet etwas
Unerhörtes, ganz und gar Neues und fast Unklassifizierbares, das
wirklich nichts anderem ähnelt, das sie zuvor wie danach in Angriff
genommen haben. Eine Spannung bewegt zwischen dem Nahen und dem Fernen,
im Dienst der schrecklichen Geschichte einer abgestürzten Liebe und der
Ablehnung des Fremden, wo die Kreation des Künstlers mit
Erstaunen die Gegenwart erhellt."
Zwischen 1997 und 2002 beteiligen sich A
Filetta an etwa zehn FilmmusikenDon
Juan, Himalaya l'enfance d'un chef, Le peuple migrateur, Comme un aimant, Le libertin, Serial lover, Scènes de
crimes,
Harrison's flowers, Vidocq)
und unternehmen einige Tourneen rund um den Globus. Der größte Erfolg,
die Musik zu Himalaya
(César, Victoire de la musique und goldene
Schallplatte) wird bei dem Treffen in Calvi
1999 (ohne Musiker) präsentiert und 2000 eine vollständige Version mit
Orchester bei "Printemps
de Bourges" und am 11.
September 2000 im Stadttheater von Bastia,
im Rahmen der XII. Rencontres
Polyphoniques
von Calvi.
Die Zusammenarbeit mit Bruno Coulais setzt sich fort am 22.Juni 2001 mit der Kreation von " Toit du Monde" im Rahmen des Festivals von Saint-Denis.
Die Öffnung für andere Musiken geschah laut den Mitgliedern der Gruppe "selbstverständlich". "Unser Gesang will sich öffnen. Uns in Richtung der Anderen zu wenden ist eine Notwendigkeit. Teilen, sich bereichern an anderen Kulturen, ist essentiell. Die Welt ist vollständig vermischt, Korsika kann nicht auf seine Grenzen beschränkt bleiben, es entwickelt sich kulturell und musikalisch weiter", sagt Jean-Claude.
A Filetta arbeiten auch mit Philippe Léotard (besonders bei einem herzzerreißenden « Complainte corse ») und Gabriel Yacoub (Jean-Claude Acquaviva hat immer seine Bewunderung für die Gruppe Malicorne geäußert).
Erfahrungen, auch Begegnungen: eine Polyphonie für neun Stimmen komponiert von Bruno Coulais und gesungen mit der Gruppe Soledonna, das Salve Regina komponiert von Jean-Claude Acquaviva auf Texte von Anton Francescu Filippini (größtenteils Auszüge aus Flumen Dei); mit Anghjula Dea, U Fiatu Muntese, L'Alba und Aghja Rossa. Ein Treffen auch mit der israelischen Sängerin Noa bei den Musicales de Bastia im Oktober 2000 ...
Diese Platte klingt wie ein Sampler der musikalischen Identität und des Repertoires der Gruppe in diesem Jahr 2002 und spiegelt getreu das Programm der Konzerte wieder, zumindest die Atmosphäre. Mehr als jemals zuvor stellen hier die sechs Männerstimmen von A Filetta eine Nachbarschaft zwischen Profanem und Kirchlichem, Einfachheit und Virtuosität, Tradition und Neuschöpfung her.
2003 erscheint « Si di mè ». Realisiert von Bruno Coulais ist dies eine Platte der Begegnungen.A Filetta öffnen sich einigen Gästen, wie diesem, den sie respektvoll als ihren Ältesten betrachten: Antoine Ciosi. ("A l'altru mondu" und "Visioni cari"). Beteiligt ist auch der Georgier Guram Tamazashvili (bei dem herzzerreißenden "Tbilissi"). Ein Öffnen auch für andere Timbres, eine andere Sensibilität, mit den beiden Sängerinnen Marie Jo Alegrini ("A di ti di tu") und Marie Kobayashi ("L'aria"). 16 wunderbare Lieder, fast alle komponiert von Jean-Claude Acquaviva. Dieses Mal hat jeder der Sänger die Gelegenheit Solo zu singen; die anderen sind aber niemals weit entfernt. Die Arrangements von Jean-Claude Acquaviva und Bruno Coulais sind vorzüglich. Eine intensive Emotion in allen diesen Stücken, mit einer besonderen Erwähnung der Texte von Filippini (Memorie und Visioni Care); zum Weinen schön. Bei « Si di mè » entdeckt der Zuhörer andere Harmonien moderner Instrumentalmusik verbunden mit den traditionellen Gesangstechniken. Trotz des Beitrags der zeitgenössischen Musik bleiben das Timbre und der Klang der Insel vollständig wahrnehmbar für jeden Zuhörer, sei er Neuling oder Stammgast.
„Si di mè" („Du gehörst zu mir“) wendet sich sowohl an diejenigen, die mit uns auf der Platte singen, als auch an die Hörer der Platte, weil man das ständige Gefühl hat, Brüder zu sein.“
Diese wichtige Platte ist leider nicht in den Genuss der Zuhörerschaft gekommen, die sie verdient gehabt hätte; ihre Promotion ist von Virgin buchstäblich sabotiert worden.
Das Requiem von St Denis
2004 komponiert Jean-Claude Acquaviva als Auftrag des Festivals von
Saint-Denis
ein Requiem pour deux regards (Di Corsica
Riposu), eine
Requiem-Messe für sechs Stimmen, mit fünf Stücken für Violoncello.
Texte von Primo
Levi und Jorge Luis Borges, gesprochen von Pierre Bertoni in
italienisch,
französisch oder korsisch, bereichern das ganze. Dieses Werk wurde am
17. und
18. Juni 2004 in der Basilika von St Denis präsentiert, danach am 16.
September
2004 bei den Rencontres in Calvi.
"Der
Text von Primo Levi",
unterstreicht Jean-Claude Acquaviva, "ist ein Auszug aus
seinem Buch
Se questo è un uomo, ein Bericht über den Holocaust (Shoah),
der besagt:
"Behaltet gut im Gedächtnis, das dieses geschehen ist". Es ist ein
Text über den Schmerz und die gemeinsame Schuld, über die Tatsache, daß
wir Menschen
Brüder haben, die anderen Brüdern abscheuliche Dinge angetan haben. Die
Texte
von Borges, sie behandeln die Grenzen des Lebens, des Erwachens, der
Nichtigkeit der Dinge.“
“Dieses Requiem, das mir vor einigen Jahren in den Sinn kam, wurde für
Saint-Denis
vollständig neu geschrieben. Es geschieht oft, daß ein Requiem für
besondere
Anlässe geschrieben wird, mit denen man einen Namen oder die Erinnerung
an
jemanden assoziiert. Das wollte ich nicht machen, weil es das Werk der
Gruppe
ist. Gleichzeitig, da ich vor zwei Jahren einen Neffen verloren habe,
der bei
einem Rollerunfall mit einem jungen Freund starb - beide hießen Nicolas
- denke
ich bei Requiem pour deux regards (Requiem für
zwei Blicke) an sie.“
„Seit den
Jahren, als wir in Calvi die Passion geschaffen
haben, den Kreuzweg in der Geschichte Christi, haben wir immer von der
Geschichte irgendeines Mannes singen wollen, der für seine
Entscheidungen, sein
Engagement, seine Liebe leidet. In der gleichen Weise wollen wir, daß
unser
Requiem etwas anderes sein sollte als eine Reihe liturgischer Texte,
die, über
das Sakrale hinaus, das Gefühl eines unendlichen Verlustes vermitteln;
zurückgeführt auf den Menschen und auf seine eigenen Grenzen, und nicht
unbedingt auf das Göttliche. Das ist der Grund aus dem wir Texte
geschrieben
haben, die von dem Menschen sprechen, wo er am
Alltäglichsten ist".
Es ist
eine Art "weltliche" Vorstellung der Religiosität, die die Gruppe
anbietet. "Da gibt es die Liturgie, an die man glaubt oder
nicht;
danach ist da die Realität des Lebens, das endet, das ist ein großer
Schmerz,
ein gähnendes Loch für die, die zurückbleiben und die unter der
Abwesenheit
leiden. Wir wollten diese Vorstellung wiedergeben."
Für Jean-Claude Acquaviva hat die Intensität, die man beim Hören der Lieder wie dem Requiem spürt, keinen traurigen oder dem Tode nahen Tenor. "Diesen Texten, die aus der zeitgenössischen Literatur hervorgegangen sind, haben wir eine neue, menschlichere Dimension geben wollen, und nicht nur einen mit dem Himmlischen verbundenen Aspekt. Das Violonchello mischt sich in die Rezitation ein: es ist das Instrument, das sich am meisten der menschlichen Stimme nähert und viel trägt in diesem Requiem, einen schweren und strengen Aspekt, aber manchmal auch einen leichteren. Dieses Requiem fügt sich in die Flugbahn der Gruppe, weil es Elemente des Erbes der traditionellen Musik beinhaltet, aber nicht nur. Es nährt sich von verschiedenen Einflüssen, weil wir seit 20 Jahren zahlreiche Kontakte mit der mündlichen Tradition anderer Länder hergestellt haben."
Die Ouvertüre
wird gespielt von dem
Orchester von Cannes, unter der Leitung von Alain Joutard, mit den
lyrischen
Sängern Marie Kobayashi und Jean-François Ercolani und einem Chor von
400
Kindern aus korsischen Schulen. Dieses Projekt ist für Alain Joutard
"das
effizienteste Mittel die Kinder zur Musik zu bringen, die hier in ihrer
ganzen
Palette dargebotenen wird; ein Gleichklang von Polyphonie mit einer
Musik, die
in ihrem Wesen populär, lyrisch, kineastisch, reich und offen ist und
den
Charakter ihres Komponisten widerspiegelt". Diese Aufführung, mit
Dekors
und Kostümen geschaffen von Toni et Jérôme Casalonga, wurde zuerst am
24., 25.
und 26. Mai 2002 im Theater von Nizza gegeben, dann am 8. und 9. Juni
2002 im
Palais des Festivals von Cannes und am 15. Juni in Cannet. Sie wird
wieder
aufgenommen in der Städtischen Oper von Bastia am 9. und 10. Mai 2003.
Man kann
einen musikalischen Auszug, L’Aria, auf Si
di mè hören, und die
gesamte Aufführung wurde von France 3 Corse ausgestrahlt.
2005
komponieren A Filetta die Musik
von " Fantastica, la Grammaire de l’imagination ",
ein Stück,
das inszeniert wurde von Orlando Forioso auf der Grundlage eines Textes
von
Gianni
Rodari.
Dieses Stück, gespielt in mehreren Wiederaufnahmen von den Kindern von
Calvi,
sollte die 17. Rencontres Polyphoniques beenden. Leider hat das
schlechte
Wetter es nicht erlaubt, die Aufführung open air zu präsentieren. Die
Lieder
wurden von A Filetta in der Kathedrale gesungen, ohne Schauspielerei.
Diese
erheiternde Aufführung sollte in Calvi 2007 erneut präsentiert und
aufgenommen
werden.
“Als ich anfing an die Musik für
dieses Balletts zu denken, begann ich zu überlegen, mit wem ich mir
wünschen
würde zu arbeiten. Das waren A Filetta. Es ist eine Musik, die ich seit
vier
Jahren kannte, und ich hatte sehr, sehr große Lust, eines Tages etwas
dafür zu
machen. In einer meiner früheren Aufführungen haben wir mit sehr altem
polyphonen Gesang gearbeitet, aus dem 10. und 13.Jhdt. Zum Aufwärmen
legten wir
immer dieselbe CD ein, das war „Intantu“ von A Filetta. Danach habe ich
mir
alle ihre anderen Alben geholt, ich habe versucht, zu verfolgen, was
sie
machen, ich bin zu ihren Konzerten gegangen. Das ist eine Musik, die
mich
zutiefst berührt, und ich habe meine kleine Geschichte auf diese Musik
aufgebaut.“
Im Februar 2005
realisiert die Gruppe ein altes
Projekt: die Aufnahme der gesamten Chöre, die1997 für Medea komponiert
wurden.
Die Chöre von Medea werden präsentiert im Rahmen der „Nuit blanche“ am
1.
Oktober 2005 im Cour Marly des Louvre. Die CD kommt im Juni 2006 heraus.
Was ist die Basis für die Zusammenarbeit der Gruppe? Die Begeisterung für diese Form des Ausdrucks, sicherlich; die Qualität der Stimmen, selbstverständlich; aber auch, und vielleicht vor allem, etwas Undefinierbares, eine Mischung von fester Freundschaft und tiefem Respekt füreinander.
„Die Polyphonie, das ist ein Zusammentreffen von verschiedenen Stimmen in perfekter Harmonie. Ich behaupte nicht, dass wir immer dieses Ziel erreichen, nach dem wir streben. Aber ich bin sicher, um dahin zu gelangen, ist eine perfekte Osmose unter allen Teilnehmern unerlässlich.“ (Jean Sicurani)
„Das ist ein Gesang, bei dem jeder vollständig für das verantwortlich ist, was er dazu beiträgt, aber gleichzeitig total abhängig ist und Anteil hat, an dem was die anderen geben. Ohne die Existenz einer sehr festen und besonderen Verbindung unter uns wäre kein dauerhaft gutes Resultat zu erreichen.“ (Jean-Claude Acquaviva )
Diese Verbindung von
außergewöhnlicher Qualität wird gleichzeitig genutzt und verstärkt bei
der
gemeinsamen Suche A Filettas nach musikalischen Arrangements für
traditionelle
Lieder, wie auch für Neuschöpfungen. Die Letzteren gehen von einem Text
aus,
der geschrieben wurde von Jean-Claude
Acquaviva, seinem Bruder
Marcellu oder anderen Autoren der Insel, alten (Filippini) oder
zeitgenössischen (Rinatu Coti, Ghjuvan-Teramu Rocchi). Wie es in einer
alt
überlieferten Kultur Tradition ist, die auf dem Mündlichen basiert,
gibt es von
den Vertonungen Jean-Claudes keine Partitur. Liedtexte und Melodie
werden folglich
von jedem Mitglied der Gruppe „über das Ohr“ aufgenommen, bevor sie sie
bearbeiten und gemeinsam interpretieren: Jeder hört aufmerksam den
anderen zu,
keiner versucht das Ensemble zu dominieren, alle sind konzentriert bei
der
gemeinsamen Suche nach der perfekten Harmonie ihrer Stimmen.
Gründungsmitglieder :
Michel Frassati,
Tumasgiu Nami,
Dédé Nobili,
Jean-Claude Acquaviva,
Jean Sicurani,
Danach, in alphabetischer Reihenfolge :
François (Ceccè) Acquaviva,
Jean Antonelli,
Daniel Berti,
Pierre Bertoni,
Stéphane Casalta,
François Croce,
Natale Ferricelli,
José Filippi,
Eric Fino,
Jean Yves Franceschi,
Jean-Luc Geronimi,
Nonce Giacomoni,
Stéphane Giannecchini,
Paul Giansily,
Tony Guidicelli,
Christian Johanenc,
Yves Leccia,
Jef Leschi,
Jean Luciani ,
Christian Magdelene,
Antoine Mariotti,
Philippe Mariotti,
Maxime Merlandi,
Paul Félix Nasica,
Henri Olmeta,
Francis Palmari,
Battì Paoli,
Bernardu Pazzoni,
Jean Marc Pellegri,
Jean Luc Raclot,
Valérie Salducci,
Benedettu Sarocchi,
Jean Philippe Tomi,
Félix Travaglini (Felì),
Maxime Vuillamier
Plus vier
Musiker, die die Gruppe
während einiger Jahre auf den Tourneen von "Una tarra ci hè"
begleitet haben: Anne-Lise Herrera, Isabelle Escanez , Jean Michel
Giannelli
und Paul-Antoine de Rocca Serra.
Die aktuelle Gruppe setzt sich wie folgt zusammen:
Jean-Claude
Acquaviva, Sprecher der
Gruppe, siconda und terza, Paul
Giansily, siconda und terza, 1984 dazugekommen, Maxime
Vuillamier,
bassu (1989), Stéphane Serra, siconda und terza
(2014 hinzugekommen), François Aragni, siconda und bassu
(2014 hinzugekommen),
und schließlich Petru Antò Casta (siconda und bassu), der 2017
zur Gruppe kam. Zu
diesen muss man noch die allgegenwärtige Valérie Salducci hinzufügen,
gleichzeitig Regisseurin, Beleuchterin, Verwalterin...
A Filetta waren
schon immer in das
örtliche Leben fest integriert. Das bezeugen nicht nur die gemeinsamen
Aktionen
mit U Svegliu Calvese im Umfeld der Passion, des Via
Crucis und
der Rencontres Polyphoniques, sondern auch die ganze
gemeinsame Arbeit
im erzieherischen Umfeld durch das Hineingehen in die Schulen und die
Aufführungen Il Gioco di Robin e Marion und La
Grammaire de
l'imagination. Man wird auch das Projekt "creazione, canti e
incontri" in Erinnerung behalten, realisiert mit dem Kulturzentrum
"Una Volta" von Bastia, umgeben von einer auf die Kinder
ausgerichteten pädagogischen Arbeit mit der Gruppe Soledonna.
Das, was den
Weg der Gruppe A Filetta
charakterisiert oder eher bestimmt, ist wahrscheinlich die Vorstellung
den
Dingen Leben zu geben, Bedeutung und nicht nur einen Sinn. Der Anlass
zur
Gründung war es, einen Beitrag zur Wahrung des traditionellen oralen
Erbes zu
leisten. Dann hat sich sehr schnell das nicht zu unterdrückende
Bedürfnis
manifestiert, den Gesang weiterzuführen, damit er ein Spiegel bleibt,
in dem
sich, zweifellos in undeutlicher und getrübter Form, etwas reflektiert,
das
niemals erstarrt. Dieser kreative Prozess verlangt gewiss Strenge, aber
auch
und vor allem ein sich Öffnen für eine komplexe und vielfältige Welt.
Ob
sie die antiken Chöre von Medea
oder für Bruno Coulais singen, die Seele
ihrer Polyphonie ist
immer präsent. Erbe einer starken Tradition, aber interessiert an dem
Treiben
der Welt, ist das Ensemble A Filetta keine dieser Formationen, die in
der
Vergangenheit verankert sind.
„Mit einer immer sichereren Linie geben A Filetta von Konzerten bis Platten eine gleichermaßen feurige und ruhige Vorstellung von kirchlichen und profanen Liedern, die nach und nach ihr Repertoire ausmachen. Traditionelle Lieder und Neuschöpfungen mischen sich, Hymnen an die Sprache und an die Kultur der Insel, aber auch Appelle an andere Horizonte.“
(Philippe-Jean Catinchi)