Die Polyphonietreffen
(Rencontres Polyphoniques) in Calvi 2010

Letzte Aktualisierung der Seite : 15. Dezember, 2012

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U SVEGLIU CALVESE
La Poudrière BP 37
20260 CALVI


14. - 18. September 2010
XXII. Rencontres de Chants Polyphoniques in Calvi
A’ l’iniziu c’era a voce

Dienstag, 14. - BASTIA
21 Uhr Theater Bastia:
A Filetta (Korsika)
Ensemble Kodo (Japan - Insel Sado)

Mittwoch, 15. - CALVI
18 Uhr Kathedrale: Trio Tzane (Polyphonien des Balkan)
21.30 Uhr Kathedrale: Francesca Breschi & Archaea String mit Riccardo Tesi, Akkordeon (Italien) Intrecci

Donnerstag, 16. - CALVI
18 Uhr Kathedrale : Naranbaatar Purevdorj, Baadma et Nasanjargal - Ganbold
Der Gesang der Steppe (Mongolei)
21.30 Uhr Place d’Armes : A Filetta und Ensemble Kodo (Kreation – Korsika/Japan)

Freitag, 17. - CALVI
18 Uhr Kathedrale : Aria Stisa (Apulien - Italien)
21.30 Uhr Place d’armes : The Shin (Georgien)

Samstag, 18. - CALVI
15.30 - 18 Uhr Cantu à l’asgiu : Profane und sakrale korsische Polyphonie, The Shin (Georgien),
18 Uhr Kathedrale : Vitalba (Korsika)
+ Überraschungskonzert !...
21.30 Uhr Place d'Armes : Walli Langa Group Gesang der Wüste Thar (Rajasthan)
22.30 Uhr Place d'Armes : Calusgiule à l’ultimu : Abschlusskonzert mit den Teilnehmern der Rencontres

Jeden Abend werden die eingeladenen Gruppen mit Liedern von A FILETTA begrüßt.

♦ Das Konzert am Dienstag, 14., findet in Bastia statt (Théâtre municipal) in Zusammenarbeit mit dem Centre Culturel de Bastia UNA VOLTA - Rue Cesar Campinchi, Tel : 04 95 32 12 81 und La Fabrique du Théâtre.
♦ Die anderen Konzerte finden in der Zitadelle von Calvi statt (Kathedrale Saint Jean-Baptiste, Oratorium, Place d'Armes).
♦ Die Rencontres 18 Uhr bieten eine günstige Atmosphäre für einen wahren Austausch zwischen den Künstlern und dem interessierten, wissbegierigen Publikum. Die Konzerte werden von Philippe-Jean Catinchi, Journalist von Le Monde, moderiert.

Preise :
♦ Bastia 21Uhr und Calvi 21.30Uhr : 23 € - Studenten : 15 €
♦ Calvi 18Uhr : 13 € / Der Kauf einer Karte für das Abendkonzert erlaubt das Ticket zu einem Vorzugspreis in Höhe von 6 € zu beziehen, nach der Möglichkeit der verfügbaren Plätze
♦ Abonnement (Konzerte 18 Uhr und 21.30 Uhr) : Calvi : 85 € / Bastia + Calvi : 97 €


Es gibt letztendlich wenig, das die Paraphrase des Johannesevangeliums 1,1 (A l'iniziu c'era a voce / Am Anfang war die Stimme), die wir als Untertitel der Rencontres 1989, ihrem Enstehungsjahr, wählten und den Satz von Henry Gougaud, den wir als Motto dieser XXI. Ausgabe vorangestellt haben, unterscheidet: "Schöner als sie selbst ist der Gesang der Männer. Nichts schildert mutiger ihre Not, ihren Glauben, ihre über jeden Verdacht erhabene Größe."

1989 besiegelte ein bescheidenes Treffen zwischen der Gruppe A Filetta und Su Cuncordu e Tenore de Orosei, dass der Verein U Svegliu Calvese in der Kathedrale Saint Jean-Baptiste in Calvi organisiert hatte, eine bis dahin informelle Partnerschaft zwischen den korsischen Sängern und einer kulturellen Vereinigung mit regionalem Wirkungskreis, die im Laufe der Zeit diesen „Söhnen des Windes“ eine Verankerung bot. So entstanden die Rencontres de Chants Polyphoniques in einer engen Zusammenarbeit, die mit den beiden Partnern zur Entstehung vieler Werke führte: wie es die Umstände erfordern, treibt der eine voran oder zieht der andere, von A Passione bis zu Via Crucis, über Medea oder Don Ghjuvanni in Commedia dell'Arte, und die Erforschung der künstlerischen Ausdrucksformen wird noch weiter fortgesetzt…..
Im Jahr 1989 drängte sich als Untertitel der Rencontres "à l'iniziu c'era a voce, am Anfang war die Stimme ..." auf, weil es ja wirklich der Beginn eines Abenteuers war, mit seinen Hoffnungen, seiner Neugier, seinem Fieber und seinen Zweifeln, und da war das Gefühl, dass diese vielfältigen Stimmen Echos in anderen Teilen der Welt finden müßten. Wenn die Stimmen aus unseren Bergen hervorsprudeln können, dann könnten sich andere Stimmen in anderen Bergen erheben, in den Ebenen, den Flüssen oder den Meeren, die wir uns kaum vorzustellen wagen ... So empfingen wir Bulgaren, Georgier, amerikanische Ureinwohner, Inuits, Tibeter, Afrikaner, Indonesier und Neukaledonier, Musiker von La Réunion, Syrer, Marokkaner...
Wie groß ist diese Welt, auch heute noch! Und wie viele Gebiete gibt es noch zu entdecken! Wir hörten Stimmen und Sprachen, von deren Existenz wir nichts ahnten: Wie viele wurden zum Schweigen gebracht, durch politische Zwangsregimes fast ausgelöscht, durch ökonomische Entscheidungen, wo die Menschen wenig Raum hatten. Aber der Nährboden der Demokratie hat es zugelassen, dass diese Stimmen, die wie ein verborgener Schatz begraben waren, sich entfalten und unsere eigene Menschlichkeit nähren.

Eröffnung der Rencontres mit dem Ensemble KODO (Japon)

kodo

NEWS
Begegnung : Wenn das Reich der aufgehenden Sonne mit der Insel der Schönheit in Dialog tritt

26/09/2010

afkodo

Nach einer Tournee in Japan haben die korsischen Polyphoniesänger von A Filetta das Ensemble Kodo eingeladen, um das Publikum der Rencontres in Calvi ihr erstaunliches gemeinsames Werk entdecken zu lassen. Bericht und Eindrücke.

Fast 10.000 Kilometer trennen Korsika von der Insel Sado, vor Niigata im Nordosten Japans gelegen. Die Unterschiede zwischen den beiden Inseln scheinen unzählbar, aber sie haben zumindest etwas gemeinsam.

Jede beherbergt eine Gruppe von Menschen mit parallelen Schicksalen und Engagements. In der Gegend der Balagne am östlichen Rand Korsikas verteidigt die polyphone Gruppe A Filetta seit 30 Jahren die Idee, dass die Erhaltung des kulturellen Erbes nicht ohne Neukompositionen funktionieren kann, ohne offen zur Welt zu bleiben. Das Ensemble Kodo, auch in den frühen 80er Jahren entstanden, hat in allen Regionen Japans das traditionelle Repertoire gesammelt, in dem Schlaginstrumente dominieren. Im Laufe der Jahre haben sie die alte Kunst des Taïko Tambours durch für sie von zeitgenössischen Komponisten geschriebene Stücke bereichert. Zur gleichen Zeit haben beide Gruppen ihr eigenes Festival ins Leben gerufen, um die vielfältigen Facetten ihrer Kunst zu zeigen, um Künstler mit ähnlichen oder ergänzenden Wegen willkommen zu heißen. Die erste Ausgabe der Earth Celebration fand auf der Insel Sado 1988 statt. Die Rencontres Polyphoniques de Calvi begannen im Jahr 1989.

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Hisashi Itoh, der Agent von Kodo, der mit aufmerksamen Sinnen durch die Welt reist, um die Künstler, die er betreut zu begleiten, war über die Ähnlichkeit der beiden Wege erstaunt, als er den korsischen Sängern begegnete, und setzte es sich in den Kopf, ein Treffen zu arrangieren. Nach einigen kurzen Kontakten beider Gruppen in Calvi 2008 und in Rom im folgenden Jahr, keimte die Idee einer gemeinsamen Unternehmung. Beide Gruppen machten sich mit der Arbeit der jeweils anderen durch Hören der CDs und das Ansehen der Videos vertraut.

Im Frühjahr 2010 erlaubt es das Kommen eines Teils des Ensembles Kodo, um sich an einer Ballettkreation an der Oper Bastille zu beteiligen, während eines ersten gemeinsamen Aufenthalts den Korsen und Japanern, den Entwurf für eine Aufführung zu erarbeiten. Im letzten August reisen A Filetta drei Wochen für ein vollgepacktes Programmm nach Japan: eine kleine Tournee in der Inselgruppe, ein Abstecher nach Südkorea und natürlich intensive Proben mit Kodo, die es ihnen erlauben, dem Publikum drei verschiedene Repertoires beim Celebration Festival zu zeigen

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Eine Handvoll Tage trennen das Festival von Sado von dem in Calvi und sieben Schlagzeuger sind gekommen, um die Kreation in Korsika zu präsentieren, wo man die Kraft dieser scheinbar unwahrscheinlichen aber sehr einheitlichen Begegnung zu schätzen wußte. Der reine Gesang und die akrobatischen Taïko-Nummern antworten sich, dann schmeicheln sich Nuancen ein, wo sich zu kräftigen Schlägen ein Lied über die aufgehende Sonne und das Murmeln einer Bambusflöte hinzufügen. Die gemeinsam geschaffenen Stücke bringen die beiden Energien in Gleichgewicht und eröffnen neue Wege.

Es ist eine ähnliche und fundamentale Intensität, die sich aus den Kehlen der korsischen Sänger erhebt und auf die gespannten Häute der japanischen Trommeln niedergeht. Die vier Elemente werden angerufen: der Lufthauch, das Prasseln des Feuers, das Grollen der Erde und die spektakulären Bewegungungen des Wassers, die schon immer die gleichgesinnte Seele der Inselmusik nährt.
Benjamin MiNiMuM - © MONDOMIX


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Bericht der XXII. Rencontres

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Diese Rencontres sind Jean Antonelli gewidmet, der mehr als zwanzig Jahre Mitglied der Gruppe A Filetta war, und im letzten Frühjahr als Folge einer langen Krankheit starb. Die Gruppe legte Wert darauf, ihm diese Ehrung auszusprechen.

Dienstag 14. September, Bastia


Eine erstaunliche Eröffnung dieser XXII. Rencontres!

Gestern Abend haben die japanischen Percussions des Ensembles Kodo das Theater von Bastia zum Beben gebracht. Die acht Musiker von Kodo, Erben einer alten Tradition, haben das Publikum, das zahlreich zu dieser Eröffnung in Bastia gekommen war, benommen gemacht. Ob auf der kleinen Trommel (Shime-Daiko), auf der mittleren Trommel (Myado-Daiko) oder auf der riesigen großen Trommel (O-Daiko), sie demonstrierten wahrhafte Virtuosität.
Ihre Kunst ist gleichermaßen eine physische Leistung, mit Haltungen und Gesten, die an die Kampfkünste erinnern. Für das Finale haben sich die Trommler für einen Blick auf ihre gemeinsame Kreation mit A Filetta vereint, die in vollem Umfang am Donnerstagabend dargeboten wird.
Schwer, sich eine Meinung zu bilden, so neu war das, was wir hörten. Wer hätte sich ein Benedictus von Trommeln eingeleitet und begleitet vorstellen können?
Zum Abschluß begeisterte eine sehr rhythmische Komposition mit Reminiszenzen an Muresca das Publikum und wurde als Zugabe wiederholt.

Zuvor präsentierten die sieben Sänger einige Auszüge aus ihrer Arbeit für das Theater: Die ersten drei Chöre von Medea und eine Komposition, die aus Pessoa-ssion, entstanden in Lörrach im Juli 2009, hervorgegangen ist.


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Die Feier der Stimmen heute Abend

Veröffentlicht in Corse Matin am Mittwoch, 15. September 2010:

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Das ist der Beginn einer Woche des Gesangs und der Musik.
Enza Pagliari und Manu Théron werden in diesem Jahr wieder dabei sein. © Denis Derond

Nach einer viel beachteten Eröffnung gestern in Bastia, kehren die Rencontres de chants polyphoniques sozusagen nach Hause zurück, heute Abend befinden wir uns in Calvi. Und für diese 22. Ausgabe folgen die Organisatoren - U Svegliu Calvese und A Filetta - dem Weg, mit dem sie Erfolg hatten. Zwei Konzerte jeden Tag, um 18 Uhr und 21 Uhr. Ein Finale, bei dem alle Teilnehmer zusammenkommen. Ein festlicher und lebhafter Samstagnachmittag in den Straßen der Zitadelle. Fotoausstellungen und Lesungen. Die Lieder A Filettas zur Begrüßung von Publikum und Gästen.

Drei Abende unter dem Sternenhimmel

Nicht zu vergessen natürlich die Künstler, die aus der ganzen Welt gekommen sind, um unter Sternen gemeinsam zu singen. Und die Sterne hofft man in diesem Jahr mal zu sehen, denn es sind nicht nur zwei, sondern drei Abende im Freien geplant.

Schon am Donnerstag wird man auf dem Place d’Armes den Sängern und Musikern applaudieren können. Mit einem Konzert, das ansich schon ein kleines Ereignis darstellt. An diesem Abend werden A Filetta und das japanische Ensemble Kodo als Vorpremiere die Früchte ihrer gemeinsamen Arbeit präsentieren, die sie zwischen Paris und der Insel Sado in Japan geschaffen haben. Fremdartigkeit und Harmonie sind für dieses Treffen garantiert.

Bis zum Samstag wird es viele weitere Begegnungen geben. An diesem ersten Abend in der Kathedrale die ersten beiden Konzerte in Calvi. Um 18 Uhr wird uns das Trio Tzan die Polyphonie des Balkans entdecken lassen. Um 21.30 Uhr wird die Stimme von Francesca Breschi (eine der Sängerinnen der Gruppe Giovanna Marina) gemeinsam mit fünf Streichinstrumenten des Ensembles Archea Strings und der Musik des Akkordeonisten Ricardo Tesi zu hören sein. Im Verlauf dieser Ausgabe wird man am Freitagabend auf dem Place d'Armes auch die Georgier von The Shin und die Gruppe von Rajasthan Walli Langa am frühen Samstagabend hören können. Und dann gibt es Stammgäste, wie die Italienerin Enza Pagliari oder der Okzitanier Manu Théron, die fast jedes Jahr wiederkommen. Von Seiten der Insel wird, zusätzlich zu A Filetta, die fast zum Mobiliar gehören, bei den Rencontres die Gruppe Vitalba empfangen.

Mittwoch, 15. September, Calvi

Schöne Eröffnung dieser XXII. Rencontres mit dem Konzert des Trio Tzane um 18 Uhr. Diese Gruppe ist hervorgegangen aus der Begegnung von drei jungen Frauen: der Kretin Xanthoula Dakovanou, der Türkin Gül Hacer Toruk und der Französin Sandrine Monlezun.

Über Grenzen hinweg läßt uns dieses Trio zwischen Mazedonien, der Türkei, Bulgarien und Epirus reisen. Sie interpretieren weltliche und religiöse Lieder, orthodoxe, muslimische und katholische. Ein schönes Beispiel für eine gelungene Eröffnung der Rencontres. Ein Moment des Friedens, der Anmut und Schönheit, gefeiert durch das Publikum.

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Trio Tzane
© J.C. Casanova


Es war, wenn ich mich nicht irre, das erste Mal, daß ein führender Regierungsbeamter die Rencontres mit seiner Anwesenheit beehrte ("selbstverständlich", sagt er). Dominique Bucchini, gesangsbegeistert, hat die Präsentation des Trios sichtlich genossen.

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Im Publikum, das sich in der Kathedrale drängte, war auch Dominique Bucchini, Präsident der korsischen Regionalversammlung, anwesend (und hinter ihm einige L’Invitu nahestehende Leute!) © D. Derond

Vom Balkan führte uns unsere Reise nach Italien mit Francesca Breschi und Archaea Strings. Francesca Braschi war bereits in Calvi in der Gruppe von Giovanna Marini. Diesmal bot sie uns eine schöne Begegnung zwischen ihrer Stimme und den Streichern (zwei Violinen, eine Viola, ein Cello und ein Kontrabass) des Quintetts Archaea Strings.
Francesca hatte außerdem Riccardo Tesi eingeladen, einen hervorragenden Musiker am diatonischen Akkordeon, dessen großartige Beiträge sich perfekt in das Ensemble einfügten.
Eine einzelne Stimme nur, die von Francesca, aber dennoch ließ die Magie der Streichinstrumente für Momente eine Art vokaler Polyphonie entstehen.
Francesca interpretierte Stücke aus einem Repertoire italienischer Volkslieder, traditionelle und auch zeitgenössische, auch ein dem Richter Falcone gewidmetes Lied, und Passagen, die von Armenien, Albanien und Korsika inspiriert sind: die Paghjella di l‘impiccati war der Höhepunkt der Aufführung.

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Francesca Breschi et Riccardo Tesi - © D. Derond

Als Einleitung hat uns A Filetta Auszüge aus ihrem Requiem Di Corsica Riposu wiederentdecken lassen.
Ausgefeilte Kompositionen, eine perfekte Interpretation. Diese Rencontres beginnen wirklich sehr stark!

Donnerstag, 16. September, Calvi


Das Konzert um 18 Uhr bestreitet ein Trio aus der Mongolei: Naranbaatar Purevdorj, Baadma und Nasanjargal Ganbold. Die Sängerin Baadma ist eine der letzten Kundigen der Kunst des "langen Liedes*", einer ornamentalen traditionellen Gesangsform der Mongolei.
Die beiden Männer zeigten verschiedene Techniken des Obertongesangs: khöömei, shakhai und khakhiraa, wobei sie auf der Pferdekopf-Geige, der Langhalslaute ("dombra") und der bishgur (mongolische Oboe) spielten.
* Das Lange Lied ist ein zentrales Element der traditionellen Musik der Mongolei. Dieses Genre wird nicht „langes Lied“ genannt, weil die Lieder lang sind (selbst wenn einige von ihnen sind), sondern weil jede Silbe des Textes während einer langen Dauer ausgedehnt ist. Die UNESCO erklärte das mongolische lange Lied 2005 zum Meisterwerk des Mund- und unberührbaren Erbes von Menschlichkeit.

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© D. Derond
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© D. Derond

Um die Wahrheit zu sagen, hatte mich beim ersten Hören in Bastia dieses Benedictus, das ich für eines der großartigsten Themen A Filettas halte, etwas schockiert. Dieses Mal mißviel mir diese Version nicht, wenn ich auch die A capella-Fassung bevorzuge. Danach kommt ein Beati, das auch mit Schlaginstrumenten gestaltet wird, eine neue von Jean-Luc gesungene Monodie vermischt sich mit einem japanischen Lied, ein Liberata verbindet sich mit japanischen Stimmen, dann geraten die Trommeln außer Rand und Band.


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© Françoise Coulomb

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© D. Derond
Besonders spektakulär sind die Sequenzen mit der gewaltigen großen Trommel und die, wo die drei Trommeln im Vordergrund der Bühne aufgereiht sind. Jeder ist von der Trance ergriffen, die von dieser sehr physischen, auf den Millimeter präzisen Musik ausgeht. Es ist etwas Unerbittliches in dieser Kraft, die scheinbar durch nichts gestoppt werden kann.

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© D. Derond

A Filetta singt L'Impiccati (wo wir feststellen, daß Paul durch Jean-Luc ersetzt wurde), Ghmerto, die Trommeln kehren zurück für ein sehr schwungvolles Finale mit Ùn nu a sò. Unsere Freunde brechen los zu einem sehr rhythmischen Stück mit einem kleinen Ritornell, in dem man Anklänge an den instrumentalen Teil von Trè (auf Una Tarra Ci Hè) wiedererkennen kann, und das ist bereits das Ende...


Die Meinung von Pierre:

Was soll man zu diesem Hauptkonzert der Rencontres sagen, unterstützt durch eine sehr präsente Werbung im Lokalradio, zu dem sich über 800 Menschen auf dem Place d‘Armes in Calvi und etwa 300 in Bastia versammelt haben?

Ich gebe zu, in einem komischen Zwiespalt zu sein, wenn ich meine Eindrücke wiedergeben soll, ich bin hin- und hergerissen zwischen widersprüchlichen Gefühlen.

Ich möchte es näher erklären:
Es ist unbestreitbar, dass die Schlaginstrumente von Kodo sehr eindrucksvoll sind. Kraft, Strenge, metronomische Präzension, spektakulärer körperlicher Einsatz der Musiker. Diese Musik, die zu einer Art japanischer Trance führt, kann einen gewiss nicht gleichgültig bleiben lassen.

Ja, aber ... man ist doch ein wenig enttäuscht wegen der großen Ähnlichkeit zwischen den Aufführungen von Dienstag in Bastia und der von Donnerstag in Calvi.

Ja, aber ... die Lieder A Filettas waren wohl da, in all ihrer Kraft und Schönheit.

Ja, aber ... das Wetter nicht mit uns an diesem ersten Abend im Freien. Der Wind war mit von der Partie und nicht sehr kompatibel mit den Leistungen der Mikrofone.

Ja, aber ... das brüderliche Treffen zwischen japanischen Musikern und unseren Freunden von A Filetta war schön, vor allem bei diesem Finale, wo alle zusammenkamen, sich beim Singen und Schlagen der Trommeln an den Schultern faßten in einem letzten wiegenden Aufschwung.

Ja, aber ....
Ja, aber was ist mit der Fusion der beiden Musikstile?

Und hierbei wird das Urteil sehr schwierig. Die musikalischen Strukturen sind so weit voneinander entfernt, die Atmosphäre von jedem sehr unterschiedlich, die Musikkulturen a priori derart gegensätzlich, dass unsere Ohren es schwer haben, diesen Versuch einer Fusion richtig einzuordnen.

Der erste Teil eröffnet im Wesentlichen mit einer Collage, einem Wechsel von Trommelstücken und Liedern, die wir von unseren Freunden gut kennen.
Dann erfolgt eine erste, meiner Meinung nach wenig schlüssige Mischung, und schneidet das Benedictus in zwei Hälften (Sakrileg!) durch minimalistische Percussions, die übrigens von faszinierender Präzision und Koordination sind, und daran wird Beati angehängt. Im Folgenden mischen sich die Lieder der japanischen Sängerin mit denen von Jean-Luc zu einem uneinheitlichen Ergebnis, mit schönen Momenten und anderen mit eher unwillkommener Dissonanz.

Dann wird Liberata dem Gesang eines der Trommler gegenübergestellt. War es wegen der Wetterbedingungen und einer schlechten Rückkopplung für die Sänger? Oder war es wirklich beabsichtigt? Die Mischung klang gelegentlich wirklich falsch.
Und schließlich zwei Lieder, die für diesen Anlass erstellt wurden (unterbrochen durch atemberaubende Trommeleinsätze).

Wie es oft geschieht, wenn A Filetta mit Musikern von anderswo arbeitet, sind es diese Lieder, die die beste Osmose bewirken, mit sehr schönen Momenten.
Jetzt, wo ich das schreibe, sage ich mir, dass ich es gern zum drittenmal hören möchte, um sagen zu können, ob die Begegnung dieser beiden Kulturen erfolgreich war oder nicht.
Es kann sein, dass es mir letztendlich gefallen hätte....

Pierre Casanova

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© D. Derond

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Freitag, 17. September, Calvi

Das Konzert um 18 Uhr war Enza Pagliara gewidmet, die im vergangenen Jahr mit der Gruppe Assurd gekommen war. In diesem Jahr wurde sie von ihrer Tante Annunziata Pagliara, von Francesco Maglietta, Franchina Lorfei und Rosaria Gaballo für das Projekt "Aria Stisa" begleitet

Vier traditionelle nichtprofessionelle Sänger (Mitglieder oder Nahestehende der Familie Enza), um den ländlichen Gesang Apuliens im Aufbau einer ethno-musikalischen Sammlung zu bewahren. Kampflieder, Liebeslieder, dramatische Lieder (La Cecilia, Vincensino), diese vier "Senioren" haben uns ein fabelhaftes Geschenk gemacht, indem sie uns ihr ganzes Leben in Liedern gaben und uns buchstäblich zu sich nach Hause einluden. Schön und bewegend, mit sehr passenden Erklärungen von Philippe-Jean Catinchi.

Der Bericht von Anne Marie:

Es ist Freitag, der 17. September, 17 Uhr, und wir warten gruppiert auf den Stufen der Kathedrale Saint Jean Baptiste. Dieses Warten ist voller Zuversicht auf ein bewundernswertes Konzert und musikalisches Vergnügen. Wie immer bei diesen Rencontres werden wir nicht enttäuscht sein. Wir werden Aria Stisa hören.

Zunächst ist da Enza Pagliara, die wir schon 2009 in der Gruppe ASSURD gehört haben: sie präsentiert uns ihre ethnomusikalische Sammlung von Volksliedern in ihrem eigenen Dorf in Apulien und ihrer Familie. Es ist eben ihre Familie, die diese Lieder singen wird.
Annunziata, Francesco, Franchina, Rosaria sind eingeschüchtert, aber ich spüre ihren Stolz, uns in ihren Liedern die Geschichte Apuliens, des Dorfs und der Familie zu erzählen. Es gibt Lieder von aufkeimender Liebe, verratener Liebe, verhinderter Liebe. Es gibt Arbeitslieder und Kämpflieder der Bauern gegen einen geizigen und herzlosen Arbeitgeber, und Dorflieder, die sich über die Nachbarn lustig machen. Diese Lieder sind manchmal durch Geräusche begleitet, die Franchina mit dem Mund macht (zon-zon).

Mehr noch als die Ausstrahlung der Musik hat mich beim Zuhören die menschliche Ausstrahlung berührt. Es war keine Show, keine Folklore. Es waren Männer und Frauen wie wir, die uns ihre Geschichte mit großer Freigiebigkeit vorsangen. Auf Anhieb haben sie uns mit ihrer Familie verbunden und haben uns eingeladen, sie zu Hause zu besuchen. Ihre herzliche Präsenz hat eine Welle der Sympathie im Publikum bewirkt. An diesem Abend waren wir vereint, haben diese Momente geteilt.

Am nächsten Abend, am Ende der letzten Aufführung dieser XXII. Rencontres de chants polyphoniques in Calvi, als wir uns mit unseren Freunden auf der Treppe der Kathedrale versammelten, kreuzten wir den Weg von Annunziata, Francesco, Franchina und Rosaria, die uns das wunderbare Geschenk machten, ein paar Lieder zu singen, dabei ein wunderschönes "Bella Ciao", mit erhobener Faust.
Vielen Dank an die Rencontres, Danke an das Leben.

Anne Marie Casanova

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© Pierre Casanova

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© D. Derond

Das Wetter heute Abend ist mild beim Konzert der georgischen Gruppe The Shin auf dem Place d'Armes (weniger voll als am Vorabend).
Einige Lieder von A Filetta (darunter ein wunderbares Lamentu di Ghjesu), dann lassen sich die sechs Georgier nieder. Und es ist der Schock. Eine unklassifizierbare Musik, von der georgischen Polyphonie inspiriert, aber auch von Jazz, Funk, Fusion, Flamenco, und indischer Musik. All dies könnte ein zusammenhangloses Patchwork ergeben, aber es ist frisch, zusammenpassend, swingend ... Wenn es nur ein Stück gäbe, an das man sich erinnern sollte, so wäre dies eine unglaubliche Version von Meeting of the Spirits von John McLaughlin mit dem Mahavishnu Orchester.
Diese virtuosen Künstler (*) haben vor nichts Angst.

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© J.C. Casanova

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© F. Coulomb

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© D. Derond
(*) Zurab J. Gagnidze, E-Bass, Zaza Miminoshviki, Gitarre und Panduri, Claus Mathiesen, Klarinette und Flöte, Mamuka Gaganidze, Persussions und Gesang, Bidzina Murgulia, Gesang, sowie der erstaunliche Tänzer Aleksandre Chumburidze.

Samstag, 18. September, Calvi

Der letzte Tag der Rencontres ist immer ein verrückter Tag. 2010 ist keine Ausnahme von der Regel, zumal wir diesen Tag (wirklich den einzig möglichen) gewählt hatten, die Freunde A Filettas um eine große Tafel zu versammeln. Um die Worte von Laurent zu benutzen, es war "ein herzliches Mahl, man spricht verschiedene Sprachen: Französisch, deutsch, niederländisch und (ein bißchen) korsisch, man lacht viel und das Essen ist lecker."

Zurück in der Zitadelle, müssen wir eine Auswahl aus dem (zu?) umfangreichen Programms dieses Samstags treffen: Es beginnt alles im Oratorium mit den Bruderschaften, und dann gehen wir in die Kathedrale, um die kanadische Sängerin Kyrie Kristmanson zu hören. Keine schlechte Leistung, aber, vielleicht durch die englische Sprache, im Verhältnis zum Rest des Programms etwas verschoben.

Der Bericht von Pascale:

Sie geht ruhig in die Mitte des Kirchenschiffes, fragt das Publikum, ob es ihm gut geht.
Eine kleine Figur, reserviert aber nicht schüchtern, ihr erstes Lied ist A-cappella, durch Händeklatschen unterstrichen. Später begleitet sie sich mit einer Gitarre oder einer Trompete. Ein (ein bisschen zu) diskreter Bass streicht von Zeit zu Zeit über eines ihrer Lieder.
Kyrie Kristmanson schwingt im Rhythmus des Folk, Pop oder Jazz, in einem sehr veredelten Stil.
Sie singt hauptsächlich in Englisch, spricht aber sehr gut französisch.
Autor-Komponist Interpret, diese junge Frau hat etwas, das dem zahlreich gekommene Publikum imponiert.
Einzige persönliche Exzentrik: eine Pelzmütze (etwas kratzig).
Wir verzeihen ihr ... Sie ist erst 20!
Verfolgen wir sie weiter!

Pascale Casanova

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Kyrie Kristmanson
© J.C. Casanova

Wir flitzen zur Musikschule, um Francesca Braschi und Enza Pagliara zu hören, dann wandern wir ins Oratorium zurück für Battista Acquaviva. Mit einer erstaunliche Stimme ("Pfeifstimme") singt sie ein Madrigal (E Sette galere), im Anschluß daran eine sardische Polyphonie (Diu vi salvi Maria) mit ihrem Vater Nando.
Zurück in die Kathedrale um 18 Uhr für das Konzert der Gruppe Vitalba. Drei Polyphonien (Domine, Terzine und L‘Anniversariu di Minetta), dann läßt uns die Gruppe ihre eigenen Kompositionen entdecken, begleitet mit der Gitarre. Eine sehr schöne Leistung; eine Gruppe, die man weiter beobachten sollte.

Am Place du Tribunal (einem Ort, der es verdiente, häufiger genutzt zu werden), erwartete uns das Trio Abdallah/Chemirani/Theron mit Sirventès (Protestlieder, ketzerische und politische Lieder des Okzident). Was für ein Programm! Ein schönes Konzert, mit Stimmaufschwüngen von Manu, begleitet von Oud und persischen Percussions. Wir hätten gern länger zugehört, aber die Zeit für das Abendkonzert war gekommen ... und der Regen.

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Trio Abdallah/Chemirani/Théron
© J.C.Casanova

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Manu Théron
© F.Coulomb

manu

© D. Derond

Der Wetterbericht kündigte einige leichte Schauer an, aber gegen 21 Uhr ist es richtiger Regen, der in Calvi niedergeht. Alle Zuschauer, die auf dem Place d'Armes Platz genommen haben, packen ihre Parkas aus, öffnen ihre Schirme, aber der Regen fällt immer heftiger.

pluie

pluie


© Françoise Coulomb

Ein Moment des Zögerns, dann strömen mit einer spontanen Bewegung die Einen zum Oratorium, die Anderen in Richtung Kathedrale. Wie in den drei vorherigen Jahren werden die Künstler zweimal auftreten, damit alle Zuschauer das ganze Programm der Aufführung sehen.

So hören wir sukzessive A Filetta (zwei Auszüge aus Himalaya, Gloria und ein phänomenales A L‘Alivetu), Tzane (mit zwei Sängerinnen), Baadma, Francesca Braschi, Enza Pagliara, Kyrie Kristmanson, The Shin (ohne Instrumente, ganz anders als am Vorabend, aber auch exzellent), Manu Théron und schließlich die Walli Langa Group aus Rajasthan mit Liedern aus der Wüste Thar.

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Baadma - © Françoise Coulomb

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Tzane
© Françoise Coulomb

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A Filetta
© Françoise Coulomb

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The Shin
© Françoise Coulomb

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Walli Langa Group
© Françoise Coulomb

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Trotz des Wetters ein sehr schöner Abend, den man gern endlos gehabt hätte, trotz der Müdigkeit, die sich während der Woche angesammelt hat. Wir ziehen uns mit Bedauern Richtung Kathedrale zurück, und es ist wie ein Wunder: wir treffen unseren Freund Orlando, der den Sängern aus Apulien sagt, daß er sie sehr gern gehört hätte. Sie zögern einen Moment, dann fangen sie mit offensichtlicher Freude an, spontan vor der Kathedrale zu singen. Françoise stimmt Bella Ciao an, ihre Gesichter erhellen sich, und schon sind wir alle dabei Bella Ciao zu singen und dabei in die Hände zu klatschen! Man konnte sich eigentlich keine schönere Art erträumen, diese Rencontres mit mutiger Programmgestaltung abzuschließen.

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© Françoise Coulomb

Zum Glück hatte ich mein Aufnahmegerät dabei!

Den Auszug hören :

Bravo und vielen Dank an alle Künstler, Techniker und Helfer von Svegliu, und im nächsten Jahr für die XXIII. Ausgabe!

Calvi : Wenn die polyphone Welt mit gemeinsamer Stimme singt

Veröffentlicht in Corse Matin am Montag, 20. September 2010

Von Japan nach Korsika durch die Mongolei, Kanada, Rajasthan und den Balkan. Die von den XXII. Rencontres de chants polyphoniques von Calvi angebotene vokale Welttour hat wieder alle ihre Versprechen gehalten. Angefangen hat sie am Dienstag in Bastia und wurde am Samstagabend beendet. Ein durch den Regen chaotisch gewordenes Finale, das aber die Künstler sublimieren konnten. Ausgewählte Stücke einer Woche, die unter dem Zeichen der Harmonie stand.

Ein Tsunami namens Kodo

Mit ihrer legendären Gründlichkeit schlagen die Japaner des Ensembles Kodo auf ihre traditionellen Trommeln. Sie haben den Reigen der Rencontres im Theater von Bastia in Begleitung A Filettas mit einem noch nicht dagewesenen Duett eröffnet. Bevor sie die Mauern der Zitadelle Calvis mit ihren kraftvollen Rhythmen zum Erzittern brachten. Ein denkwürdiger Abend für die fast tausend Menschen, die auf dem Place d‘Armes ein Refugium gefunden hatten. Einfach erhaben.

Als Antwort wußte Aria Stisa, oder vielmehr Enza Pagliara umgeben von ihren Tanten, der Zeit mit einer kraftvollen Interpretation einen Stempel aufzudrücken. Aus fernen Weiten der Mongolei gekommen, hat die Formation „Der Gesang der Steppe“ die Neugier geweckt. Ihre diphonischen Lieder und „langen Lieder“ sind ein überraschender Reichtum, weitergetragen durch die Sängerin Baadma, Interpretin und eine der wenigen Kundigen dieser Kunst heute. Nicht zu vergessen die Italienerin Francesca Breschi und das vom Balkan gekommene Trio Tzan. Man wird auch die Frische von Kyrie Kristmanson in Erinnerung behalten, eine junge 20jährige Kanadierin, die manche engen Fesseln der traditionellen Musik zu lösen wagt. Und man vergißt nicht die Gruppe The Shin und die Stimmen unserer georgischen "Brüder", aber auch nicht den frechen Aufruhr des Trios Abdallah, Chemirani, Theron, die Sirventès interpretieren, Lieder der Ketzer und Abweichler Okkitaniens. Manche ihrer Texte sind nicht gealtert...

Mit ihren Turbanen auf dem Kopf, lächelnd und verspielt, haben die Mitglieder der Gruppe Walli Langa aus Rajasthan die Rencontres abgeschlossen. Mit all diesen Gästen haben sich die Insulaner Battista Acquaviva und die Gruppe Vitalba brüderlich vereint. Unterstützt durch ihre „älteren Brüder“ von A Filetta, überragend in ihrer Beständigkeit und Leidenschaft.

Der Regen, Überraschungsgast dieses letzten Abends, hat die Inszenierung auf dem Place d’Armes ertränkt. Aber das Herz der polyphonen Welt hat nicht aufgehört zu schlagen und in der Kathedrale und im Oratorium Saint- Antoine widerzuhallen. Die Veranstalter haben eben diese Passage aus dem Johannes-Evangelium umgeschrieben: À l'iniziu, c'era a voce. Die Stimme. Für einen Aufbruch ohne Umkehr in Richtung Kennenlernen und Akzeptanz anderer Menschen.
Ghjilormu Padovani

In diesem Jahr hatten unsere Freunde von Tra Noi die gute Idee, jeden von uns zu bitten, einen Konzertbericht zu schreiben. Einige davon sind oben wiedergegebenen, aber Sie finden sie vollständig, sowie die Fotos von diesen Rencontres, auf ihrer Website:
http://www.tra-noi.net/nieuwFR.html

Und noch mehr Fotos sind durch Anklicken dieses Links zu sehen.


lune

Die Rencontres 2011 finden vom 13. bis 17. September statt !!

Immerwährender Kalender der Rencontres

(Vielen Dank an Maxime für die Erklärungen)


 

 



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