Der korsische Gesang :

Alles was man über den Gesang Korsikas wissen möchte...

Letzte Aktualisierung der Website :  29. Oktober, 2015


Diese Seite ist dem Gesang und der Musik Korsikas unter verschiedenen Aspekten gewidmet: Herkunft, Entwicklung, Themen, Instrumente, Ausbildung …
Um mehr zu erfahren, siehe die Seite über korsische Sänger und Gruppen. A Filetta erfährt (wie hier üblich) eine bevorzugte Behandlung, da viele Seiten speziell der Gruppe aus der Balagne gewidmet sind (siehe unten). Die Gruppe L’Alba erscheint auf einer eigenen Seite.
Schließlich findet man auf zwei Seiten die Texte korsischer Lieder: traditionelle Lieder und zeitgenössische Kreationen; die Lieder A Filettas sind Gegenstand einer speziellen Seite.
 
Der korsische Gesang : à l'iniziu c'era a voce


polyphonies


Am Anfang war das Wort. Diese Worte der Genesis ergeben ihren ganzen Sinn auf der Insel der Schönheit, wo die ersten in korsischer Sprache geschriebenen Texte erst um das 18. Jahrhundert erschienen sind.

Als Gesellschaft oraler Tradition, hat Korsika immer eine wahre Leidenschaft für alle Formen des mündlichen Ausdrucks gezeigt. Dieser Enthusiasmus findet seine schönste Form im Gesang, der schon immer dem täglichen Leben einen Rhythmus verliehen hat.

Traditionell ist der Gesang in Korsika polyphon (wenn auch das Wort "pulifunia" eine Neubildung ist). Er wird vom Vater auf den Sohn weitergegeben. Diese Lieder erinnern an die Arbeit und das tägliche Leben, das Exil, an Trennungen, an den Schrecken des Krieges von 14-18 oder nehmen literarische Texte auf, besonders Die göttliche Komödie von Dante.

Jeder Augenblick, von der Geburt bis zum Tod, hat sein Lied, profan oder sakral, und am häufigsten a cappella interpretiert. Einige, wie die chjama è rispondi (wörtlich: Ruf und Antwort) bringen im Wesentlichen das Improvisationstalent und die Schlagfertigkeit der Sänger zur Geltung, die sich ansprechen und herausfordern, mit geistreichen Bemerkungen wetteifern, die manchmal von verheerendem Humor sind. Es handelt sich dabei um wahre Rededuelle, wobei der Inhalt Vorrang vor der musikalischen Form hat, nahe am monotonen Gesang des antiken Theaters.

Andere, wie die Paghjella, die repräsentativste Form korsischen Gesangs, bringen die menschliche Stimme voll zur Geltung, vermitteln eine Emotion, die weit über Worte hinausgeht. Der Ursprung dieses polyphonen Gesangs könnte vor-gregorianisch sein.

Die Paghjella, in Form von achtsilbigen Sechszeilern zusammengesetzt, wird immer, trotz ihrer Herkunft (paghju: Paar) dreistimmig interpretiert, oder vielmehr in drei Tessituren, weil die Stimmen, vor allem der Bass, oft doppelt besetzt sind, und es vier, fünf oder sechs Sänger sein können.

Die drei Stimmen setzen in fast unveränderlicher Form ein. Zuerst kommt a seconda, die den Ton angibt und trägt, gefolgt und unterstützt von u bassu – dem Bass – und bald kommt das hohe Gegen-Register von a terza dazu - die dritte, die zur Ornamentierung der seconda mit Melismen improvisiert (e riccucate ). Und wenn die Paghjella gut gesungen wird, erscheint die "quintina", harmonisch entstanden aus der Fusion der Grundnoten.

Zwei nennenswerte Ausnahmen von diesem Grundsatz: die Polyphonie "versu aschese" (die Art, wie in Ascu gesungen wird) wie Sè tu passi, wo es der Bass ist, der das Lied beginnt, und „versu de Tagliu“ (die Art von Tagliu), wobei die Terza den Akkord markiert, ständig gestützt von dem Bass, die Ornamentierung der Seconda überlassend. Dies ergibt die so charakteristisch gehaltenen Harmonien.

Das Bild der in einem Halbkreis angeordneten Paghjella-Sänger, den Arm manchmal auf die Schulter des Nachbarn gelegt, die Hand am Ohr (sei es, um die anderen Sänger, oder um die eigene Stimme besser zu hören), ist weltweit bekannt.

Ich erlaube mir, von Benedettu Sarocchi diese beiden Texte zur Paghjella zu entleihen, gefunden auf der Seite paghjella.com :

"Die Paghjella ist eine der traditionellen Formen der Polyphonie. Dies ist der Festgesang schlechthin, denn man singt ihn bei allen festlichen Veranstaltungen (Patronatsfeste, Bankette, Hochzeiten…) Die Paghjella ist nicht zu verwechseln mit anderen Formen der Polyphonie, die von dem Gesangsstil inspiriert sind, wie "Terzetti" oder "Terzine" (elfsilbige Terzinen, am häufigsten in toskanisch verfasst), die "madricali" (Liebeslieder der Toskana mit ebenfalls freier Metrik) und vor allem der religiöse Gesang aus der römischen Liturgie, meist in Latein, manchmal auch "messa in paghjella" (Paghjella-Messe) genannt. Es handelt sich um eine weltliche Dichtung, bestehend aus achtsilbigen Sechszeilern, einige meinen, dass es sich eher um drei 16-silbige handelt".

Beispiel einer Paghjella :

Què sò voci muntagnole / Spurgulate di cannella
Beienu tutte le mani / L’acqua di la funtanella
A’ lu frescu di lu fovu / ‘Ntonanu la so paghjella.

Übersetzung:
Aus klarer Kehle hört man hier
Die Stimmen der Bergbewohner
An jedem Morgen trinken sie
Das Wasser aus frischer Quelle
In des Buchenwaldes Kühle
stimmen sie die Paghjella an.

Die poetischen Themen sind sehr vielfältig. Es gibt meines Wissens kein verbotenes Thema. Die Paghjella kann sowohl auf gehobenem poetischem Niveau sein, als auch manchmal auf sehr niedrigem, sie kann bei derben Texten sogar vulgär sein.
Es ist interessant festzustellen, dass der hohe poetische Stil des Toskanischen (in der literarischen Sprache), der in der traditionellen Dichtung vorhanden ist, in der Paghjella praktisch fehlt.
Diese Gedichte, die Grundlage der Paghjelle sind, werden durch mündliche Überlieferung vermittelt und meist direkt von Sänger an Sänger weitergegeben.

Die Paghjella in Form von improvisierter Dichtung ist selten oder sogar nicht vorhanden.
Man muss glauben, dass jemand eine Paghjella erfindet und dass diese weiter getragen und manchmal von anderen verändert wird, was darauf schließen lässt, dass man es in vielen Fällen mit einer "populären Wiederaneignung" des Werkes zu tun hat, die daher eine gemeinschaftliche Schöpfung wird. Bei der Musik der Paghjella handelt es sich im Wesentlichen um ein Lied für drei Stimmen. Die siconda (oder seconda) ist die wichtigste Melodiestimme, die das Lied beginnt und zu der die anderen Stimmen hinzukommen: Der Bass (u bassu), die tiefe, harmonische Stimme, oft als kontinuierliches Summen; er kann verdoppelt oder verdreifacht sein (was erklärt, dass oft 4 oder 5 Sänger eine Paghjella singen) und die Terza (was man als "Terz“, aber auch als „dritte“ übersetzen kann), die gleichzeitig melodische und harmonische hohe Stimme, die den Akkord ergänzt, aber auch durch Melismen (schnelle Schnörkel, genannt rivucate) einige Passagen des Gesangs verschönert.

Das besagt, dass die überlieferte Paghjella zu dritt gesungen wurde.

Im Prinzip ist die Harmonie der Paghjella festgelegt und vorgegeben, während die Melodie und die Melismen der Siconda und Terza improvisiert werden (oder zumindest sängerspezifisch sind), wobei selbstverständlich eine allgemeine Harmonie des Stückes bleibt, wie etwa bei einer Jazz-Phrasierung.

Es versteht sich von selbst, dass es die Paghjella vor dem gleichmäßigen Temperament gab (dem System, dass die Tonleiter in 12 Halbtöne teilt, anfänglich aus eher praktischen als ästhetischen Gründen, wie beispielsweise die Tastatur eines Klaviers); was zur Konsequenz hatte, dass die "wahre" Paghjella, die unserer Alten, häufig eine Tonleiter verwendete, die für westliche Ohren mikrotonal erscheint, und die mehr oder weniger zwischen Dur und Moll fluktuiert (oft mit dem Einsatz einer natürlichen Terz).

Eine „gelungene“ Paghjella muss die stimmliche Eigenheit der Sänger und den harmonischen Zusammenhalt, ihre Stimmen mit denen der anderen zu mischen, vereinen. Man könnte ebenso gut sagen, die perfekte Paghjella ist ein nie erreichtes Ideal.
Bei einer „gelungenen“ Paghjella kommen Harmonien hervor, zusätzliche Töne, als die von den Sängern selbst erzeugten, und es entsteht der Eindruck einer größeren Zahl von Gesangsteilnehmern.
Aus Gründen der Tessitur ist die Paghjella eher ein Männergesang; wie der Voceru (von Klageweibern improvisiertes Totenlied) und die Nanna (Wiegenlied) überwiegend von Frauen gesungen werden.
Ein letzter Punkt: der Paghjella-Sänger hält oft die Hand an sein Ohr. Das hat den Zweck, einen natürlichen Rückhall zu haben, der es ihm erlaubt, seine eigene Lautstärke im Vergleich zu den anderen Sängern zu variieren und vor allem sich nicht heiser zu schreien.

Benedettu Sarocchi

Die Paghjella, eine Zeitreisemaschine

"Ich erinnere mich nicht, wann ich das erste Mal die Paghjella hörte, wahrscheinlich als Kind im Dorf. Ich erinnere mich dafür aber an diese Gruppe von Sängern, die in einer besonderen Weise das Renommee dieses polyphonen Gesangs fortgeführt, wenn nicht begründet haben. Ich, der ich sie als Kind als unerreichbare Hüter eines geheimnisvollen Wissens betrachtete, das den Vertretern einer ehrwürdigen Generation vorbehalten ist, hatte das Glück, mit ihnen während meiner Jugendzeit zusammen zu treffen, bis zu dem Punkt, mich bei vielen Gelegenheiten mit ihnen zu verbinden. Denn die Paghjella ist vor allem eines: etwas, dass die Altersunterschiede auslöscht, die Kluft zwischen den Generationen beseitigt, die es Jungen und weniger Jungen ermöglicht, gemeinsam drei Tage und drei Nächte zu feiern, ohne sich eine Sekunde zu langweilen und dabei sozusagen alles zu teilen: die Freude, die Gastlichkeit, den gleichen Humor, manchmal sogar die Trunkenheit, aber vor allem die Freude an der Harmonie der Stimmen, die Sensation eine perfekte Paghjella zu singen, die Obertöne vibrieren zu lassen, diese Noten, die durch die gesungen Noten bewirkt werden; die man hört, die aber niemand im Kreis direkt erzeugt und die einige Alte gern auf eine posthume Beteiligung verstorbener Sänger zurückführen.

Man muss sich in ein Dorf begeben, wo die Paghjella seit Jahrzehnten nicht mehr gesungen wurde, um zu entdecken, dass, mit Beginn der ersten Akkorde der sich erhebenden Stimmen, ein kleiner alter Mann sich diskret eine Träne aus dem Augenwinkel wischt oder ein Kind mit weit offenem Mund die Augen vor Erstaunen aufreißt.
Weil die Paghjella auch das ist: etwas, das euch sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft projiziert; jeder, der sie gut kennen gelernt hat, wird nicht unversehrt wieder hinausgehen, und es ist oft ebenso für denjenigen, der sie neu entdeckt.

Der Paghjella-Sänger ist während seiner ersten Lehrjahre oft in seiner Kunst frustriert: man muss zu dritt sein, um die Paghjella zu singen, und noch dazu sind die Möglichkeiten rar; folglich kennt er gut diese seltsame Empfindung, die bewirkt, dass, wenn er einmal die ersten Akkorde der Stimmen in der Ferne hallen hört, sein Blut sich zu erhitzen beginnt, er fühlt sein Herz sehr stark schlagen, zur gleichen Zeit in Höhe der Schläfen; seine Eingeweide scheinen sich zu verflüssigen, während ein unwiderstehlicher Reflex seine Beine in Richtung dieser so sehr erwarteten, vertrauten Noten drängt.
Manchmal wird trotz allem eine lässige Haltung in seiner Bewegung geboten sein, um keinen Verdacht in seinem Umfeld zu wecken; wohl wissend, dass er „süchtig“ ist, kann er es nicht zeigen wollen; es ist verlorene Liebesmühe !
Die Zeit, die er mit seinen Kumpanen verbringen wird, und die Energie, die er aufbringen wird, sie auszudehnen, wird in einer unleugbaren Weise seine Leidenschaft für diese Form des Singens bezeugen.

Denn die Paghjella ist manchmal das: Ein Ausdauersport gleichermaßen wie eine verjüngende Droge, die ein Gefühl der Allmacht einflößt, der Leistungsfähigkeit, der Selbstübertreffung und die, nach meinen eigenen Beobachtungen, tatsächlich dem Einzelnen ein Verschieben seiner Grenzen bis zum Extremen erlaubt.

Die Jahre der Praxis kommen, der Paghjella-Sänger gewinnt an Selbstvertrauen und dennoch kommen in regelmäßigen Abständen die Zweifel: Im Moment, wo er überzeugt war, den Gipfel seiner Kunst erreicht zu haben, wird er da nicht feststellen, dass er noch viel lernen muss: eine Feinheit in den Melismen (ma ùn a facciu micca à fà sta rivuccata! - Aber er gelingt mir nicht, dieser Melismus!), Perfektion in der Tonleiter (ma cumu ferà per cantà cusì à l’usu anticu? - Aber wie macht man es, sie in der alten Form zu singen?), Präzision in Rhythmus (ma cumu serà chì u mo versu ùn chjocca micca cum’ellu ci vole? – Aber wie kommt es, dass meine Art zu singen nicht so klingt, wie ich es möchte?).

Weil die Paghjella vor allem das ist: etwas, das man in einer zu einfachen Weise definieren könnte wie einen tierischen Schrei, die aber in Wirklichkeit ein sehr komplexer, raffinierter Gesangsstil ist, der seine Interpreten nach einer Perfektion streben lässt, die sie nicht erreichen werden, sozusagen, so viele Schwierigkeiten sie jemals überwinden, werden sie unausweichlich Raum für weitere Komplikationen lassen.
Da die Paghjella uns nicht alles gesagt hat, wird sie uns noch lange am Schlafen hindern.“

Benedettu Sarocchi  http:www.paghjella.com


Die Kirchenlieder, Totenmessen oder Messen für die Lebenden, nehmen einen wichtigen Platz ein. Die Tradition wird in einigen Dörfern wie Sermanu oder Rusiu bewahrt.

Der weltliche Gesang unterscheidet in:
- Lamentu: Klagelied des Unglücks, der Abreise, des Exils, der Banditen.
- Madricale: spezielle Polyphonieform der Region Tagliu Isulacciu
- Terzetti: Lieder, die aus Strophen mit drei elfsilbigen Versen bestehen, deren Reim ABA, BCB, CDC angeordnet ist ... Sehr beliebt im Mittelalter; sie sind im literarischen Toskanisch geschrieben und haben in der Regel eine harmonische melodische Linie.
- Terzine: ähnlich wie Terzetti.
Die Schnörkel und Melismen ("riccucate"), die auf verschiedenartigen und beschränkten Intervallen spielen, sind sehr frei.

Die Polyphonie von Sartène, die ihren Ursprung bei den Franziskanern nimmt, unterscheidet sich von der Nordkorsikas durch ihre verschiedenen Gesangsstrukturen, eine geringere Freiheit der Improvisation und etwas weniger Verzierungen. Sie hat oft mehr den Charakter eines Chorals.

Jean-Claude Acquaviva stellt fest: "Die Polyphonie ist tief verwurzelt mit der Insel und spiegelt eine Kultur, eine Seinsweise der korsischen Gesellschaft wider.“
Musikwissenschaftler und Forscher konnten nicht präzise die Herkunft definieren, den Zeitpunkt des Auftauchens und den Weg dieses Gesangs, der alle bloße Virtuosität wie alle Effekte ohne Ausdruckskraft ignoriert. Die Stimme allein ist kein Selbstzweck. Was zählt, ist die Emotion und die Gemeinschaft. Die Sänger berühren sich beim Singen und verbinden sich in gemeinsamer Schwingung.

Unbekannte Entstehung

Einige Musikwissenschaftler sprechen sich angesichts der frühzeitigen Christianisierung Korsikas und dem großen Einfluss der Franziskaner für einen religiösen Ursprung des korsischen Gesangs aus; andere jedoch neigen zu einer christlichen Rückgewinnung eines heidnischen Substrats. Sicher ist jedenfalls, auch heute noch, die Vormachtstellung der Bruderschaften bei der Weitergabe der Lieder. Also "hat die Paghjella viele Gründe, als ein authentischer profaner polyphoner Ausdruck des gesellschaftlichen Lebens betrachtet zu werden, als ein außerhalb des sakralen Bereichs umgesetztes Relikt einer liturgischen Tradition" (Ph.J. Catinchi).

Die Wiederbelebung des korsischen Gesangs

Paradoxerweise wurde der korsischen Gesang entdeckt, als er im Begriff war, unter der Wirkung des demographischen Aderlasses des Krieges 1914/18 zu verschwinden, der fortschreitenden Aufgabe der überlieferten Lebensweisen, der Verachtung für diese „bäuerlichen“ Traditionen.... Als Xavier Tomasi im Jahre 1932 Les Chants de Cyrnos veröffentlicht, verschweigt er völlig die Polyphonie.
Im Jahre 1948 entdeckt der Ethnomusikologe Félix Quilici (1909-1980) in Rusiu die Existenz einer sakralen Polyphonie für drei Stimmen, praktiziert bei verschiedenen Messen.
Er entdeckt auch die Paghjella, die innerhalb einiger Familien erhalten geblieben war, wie bei den Bernardini. Er durchstreift Korsika, um die Überreste dieser uralten Lieder zu sammeln, und setzt diese Arbeit zu Beginn der 60er Jahre für den CNRS (Centre National de la Recherche Scientifique) fort.

Diese klangvolle Sammlung, die er an der Sommeruniversität in Corte präsentierte, besteht aus Paghjelle, Lamenti, Voceri, Sirinati und Nanne, die die Weltvorstellung der Insel ausmachten.
Wahrheiten, die ziemlich unwillkommen waren zu einem Zeitpunkt, wo diese Lieder zu rau, zu orientalisch, zu "arabisch" erschienen. Im Jahre 1949 glaubte sich ein Hörer einer Übertragung der von Quilici gesammelten Lieder beim Radiosender AOF (Afrique occidentale française), während ein feinsinniger Einwohner von Ajaccio sich mit Bestürzung fragt, "was die von uns denken werden auf dem Festland..."
Diese Vorurteile sind zäh: so fragte ein Zuhörer die Gruppe L'Alba vor kurzem bei den Rencontres in Calvi, ob ihre Musik nicht "ein wenig arabisch“ sei", worauf ihm geantwortet wurde, dass Korsika im Mittelmeer liegt und vielfältige Einflüsse erfahren hat ...
Die Aufnahmen Quilicis können nun zum Teil im Museum von Corte angehört werden, der Rest in der Nationalbibliothek von Frankreich.

Das gleiche Anliegen der Wahrung war die Speerspitze der Bewegung des riacquistu um Canta u Populu corsu, besonders Minicale, Alain Bitton-Andreotti, Alain Nicoli, Natale Luciani und Ghjuvan Paulu-Poletti, und auch Ghjermana de Zerbi und Mighele Rafaelli. Auch Ghjuliu Bernardini, Vater von den Muvrini Alain und Jean-François, darf bei dieser Aufzählung nicht fehlen. Diese Sänger bilden somit genau den Gegenpol zu den schmalzigen Liedern mit Schmachten und Mandolinen, die zu dieser Zeit vorherrschen. In den 80er Jahren haben E Voce di U Cumune mit Nando Acquaviva eine systematische Forschung zu diesen speziellen Themen durchgeführt.
Man sollte auch die Arbeit von Iviu Pasquali aus San Damianu erwähnen, Gründer der ersten Schule für traditionelle Polyphonie 1986 in Fulelli. Dort wurde der Gesang "in Paghjella" gelehrt: Paghjelle, Terzetti, Madricali, Curentine, Messen. Mehr als sechzig Kinder haben mit MADRICALE singen gelernt. Später hat die aus dieser Schule hervorgegangene Gruppe zwei CDs aufgenommen (1992 und 1995) und Hunderte von Konzerten auf Korsika, auf dem Kontinent, im Baskenland und in Sardinien gegeben. Diese jungen Leute, die alle aus der Castagniccia stammen, wurden von der Liebe zum Singen, aber auch vor allem durch eine Brüderlichkeit getragen, die MADRICALE zu einer einzigartigen Gruppe gemacht hat.

Die Perspektiven des korsischen Gesangs

Es ist fast ein Wunder, dass der korsische Gesang überlebt hat. Heute sind so unterschiedliche Gruppen wie I Muvrini, A Filetta, Les Nouvelles Polyphonies Corses weltweit bekannt. Und von einem traditionellen Repertoire ausgehend, haben all diese Gruppen eine sehr unterschiedliche Entwicklung erfahren, wie Varieté, polyphone Kreationen, traditionelle Polyphonie, Weltmusik... Nach der heilsamen und notwendigen Phase der Bewahrung, muss der korsische polyphone Gesang zwischen zwei Klippen navigieren: nur ein Konservator der Vergangenheit zu sein, oder im Gegenteil zu einer Weltmusik ohne Seele banalisiert zu werden.
Einige sprechen sich für eine Rückkehr zur Tradition aus, aber zu welcher Tradition? Man muss klar sehen, dass die Lieder, die gerettet werden konnten, wahrscheinlich nur einen kleinen Teil der Vielfalt des korsischen Gesangs repräsentieren. Man sollte einen gewissen "akademischen" Wunsch vermeiden, den Gesang zu codieren, die heute bekannten Versionen zu unveränderbar endgültigen Fassungen zu machen. Und gleichermaßen jeden exogenen Beitrag leugnen zu wollen, um ein reines Modell frei von externen Einflüssen schaffen zu wollen.
 
In diesem Zusammenhang erscheint der Weg A Filettas insoweit exemplarisch, als sie fest in der Tradition verwurzelt sind, wobei die Gruppe sich absolut keine Grenze setzt, außer bei der Qualität, und nicht zögert, Musik für Filme zu kreieren, sowie zeitgenössische Polyphonien, Chöre für das Theater, wie die antiken Chöre von Senecas Medea, Opern, wobei sie sich dicht der zeitgenössischen klassischen Musik annähern.
Medea ist eine Art Eckstein im Leben A Filettas, über die Tradition hinausgehend, während sie doch dort verankert ist. Jean-Claude Acquaviva sieht die korsische Polyphonie nicht als einen endogenen Gesang, sondern als eine Ausdrucksform, die im Laufe der Jahrhunderte geprägt wurde, und dezente, aber sehr reale Einflüssen integrierte. Das rechtfertigt die Aufnahme neuer Beiträge.

Die Thematik des korsischen Gesangs

Bei den traditionellen Liedern wie bei den neuen Kompositionen, finden wir im Wesentlichen die gleichen Themen.

Die wichtigsten Themen sind:
- die Arbeit, vor allem mit Landwirtschaft und Vieh :
A Tribbiera, A Muntagnera...

- der Krieg und seine Dramen:
U Colombu, S'è tu passi, E Sette galere, A Violetta, L'Impiccati, Sottu à lu ponte...

- das Exil, die Trennung, der Gefängnisaufenthalt:
Barbara Furtuna, U fattore, Lettera à Mamma, Terzetti di Sermanu, und verschiedene lamenti der Banditen

- Tod und Erinnerung:
Paghjella di Tagliu, Sumiglia, L'ombra murtulaghju, L'Anniversariu di Minetta

- die Liebe:
Eramu in campu, Serinatu, A me Brunetta

- die Kindheit, insbesondere Wiegenlieder, die sehr oft einen dramatischen Klang haben:
O ciucciarella, Sottu à lu ponte...

- die Verbundenheit mit der korsischen Heimat:
Lamentu di Cursichella, Sò l'omu, Sumiglia, A l'acula di Cintu, Santa R'ghjina...

So wie jedoch das Bild der korsischen, schwarz gekleideten Frau auf eine neuere Tradition verweist, die Kostüme waren oft sehr bunt, so ist unsere Vorstellung von heute etwas verzerrt. Viele Lieder sind in Vergessenheit geraten und es bleibt fast keine Spur von ihnen. Daher spiegelt die zeitgenössische Vorstellung eines zwangsläufig strengen Gesangs nicht die Vielfalt des korsischen Gesang bis ins neunzehnte Jahrhundert wider, wo man A Pistera (Gesang des Kastanien-Dreschens), die Currenti (Lieder des Hofs), die Canti à spassu (Unterhaltungslieder), die Scherzi (Satiren), die Brindisi (Trinksprüche), die Filastrocche (Abzählverse), die Chjam'è rispondi kannte, ganz abgesehen von den Wahlliedern (Canti d'elezioni)...
Auch die Frauen sangen bei allen Gelegenheiten im Leben: Nanne, Voceri, Lamenti, und sogar Chjam'è rispondi. In den letzten Jahren haben Gruppen wie Nouvelles Polyphonies Corses, Soledonna, Donnisulana, Anghjula Dea und Donni di l'esiliu die Paghjella zum Einsatz gebracht und unterlaufen die übliche Praxis.


 

Ein Konzert in Pigna

Die Abendsonne beleuchtet das an einem Felsvorsprung auf den Hügeln über dem Meer gelegene Dorf Pigna in der Balagne. Aus dem Hintereingang zur Bühne des Auditoriums dringen Laute, die an den klagen den Ton eines Greifvogels über den Bergen erinnern. Stimmprobe der Gruppe „A Filetta" vor ihrem Auftritt.

A Filetta (das sind Jean-Claude Acquaviva, Jean Antonelli, Jose Filippi, Jean-Luc Geroni­mi Paul Giansily, Jean Sicurani, Maxime Vuillamier und Valerie Salducci) wurde 1978 gegründet und ist eine der wenigen korsischen, polyphonen Gesangsgruppen, die von ihrer Musik leben können.
Die meisten Gruppen proben und singen in ihrer Freizeit. Es gibt über 100 polyphone Gruppen auf Korsika, traditionell eine Männerdomäne, in die aber mittlerweile auch einige Frauengruppen einbrechen konnten.

Der polyphone Gesang ist nicht der einzige traditionelle korsische Musikstil, aber der am weitesten verbreitete und der mit Abstand kraftvollste. Polyphonie bedeutet Mehrstimmigkeit, zu der drei bis acht Stimmen in unterschiedlichen Lagen beitragen.
Die meisten polyphonen Gesangsgruppen bestehen aus fünf oder sechs Sängern und singen „a capella" (ohne instrumentale Begleitung). Die Geschichte der korsischen Polyphonie liegt völlig im Dunkeln. Gesangstechnik und Lieder wurden innerhalb der Familie oder Dorfgemeinschaft von Generation zu Generation weitergegeben, ohne dass sie je dokumentiert worden wären. Wie bei Geschichten und Legenden, handelt es sich um eine ausschließlich orale Tradition. Vermutlich stellt sie eine Mischung aus musikalischen Traditionen des gesamten westlichen Mittelmeerraumes dar. Anklänge an spanische und arabische Musik sind unverkennbar. In der Regel wird auf Korsisch gesungen, manche Stücke, die auf kirchlichen Themen oder Legenden basieren, haben la­teinische Texte und klingen bisweilen wie gregorianischer Choral.

Während die Sänger noch mit dem Umziehen und der Stimmprobe beschäftigt sind, füllt sich der Saal des Auditoriums von der Straßenseite her. Erst langsam gewöh­nen sich die Augen an den kaum erleuchte­ten Raum mit seinen dunklen, unverputzten und hohen Mauern, an denen kleine Ziernischen angebracht sind, die wie Schießscharten aussehen. Ein runder schwacher Lichtkreis erhellt die Mitte der tief unten liegenden Bühne. Die etwa 100 Sitzplätze steigen steil von der Bühne zum oben liegenden Eingang des außergewöhnlichen Konzertsaals an.
Die Konzert­besucher sind vorwiegend Korsen, manche kommen von weit her aus anderen Teilen der Insel. Familien mit Kindern und Säuglin­gen sind gekommen, ebenso wie alte Män­ner und Frauen aus der Nachbarschaft Die Sitzplätze reichen bei weitem nicht aus, aber Tickets werden so viele verkauft wie Leute kommen. Die Stufen an den beiden Außenwänden bieten weitere Sitzgelegen­heiten, und manche Besucher bleiben auf der Empore am Eingang stehen.

Sechs schwarz gekleidete Männer betre­ten die Bühne, der Scheinwerferstrahl wird stärker, taucht die Sänger in gleißendes Licht und wirft den Rest des Raumes in un­durchdringliche Finsternis. Die Männer bil­den einen engen Halbkreis, ihre Oberkör­per sind leicht nach vorne gebeugt, eine Hand schützt ein Ohr vor der Stimme des nimmt den Part des Comediante, eines Schauspielers, der mit seiner Stimme und teilweise heftigen Bewegungen des Ober­körpers den Liedern textlich und durch die Spannung in der Stimme ihre Dynamik ver­leiht. Die anderen Sänger steuern das feste klangliche Gerüst bei, in Tonlagen von Bass bis Kontratenor.
Manchmal geben diese Stimmen nur einen Rhythmus oder einen Dauerton, dann treten sie aus dem Stirn­mengewirr plötzlich hervor und überneh­men - solo oder zusammen mit de mCo­mediante - Melodie- und Textabschnitte. Durch ein gezieltes Vor- und Zurückwip­pen des Oberkörpers steuern die Sänger den Einfluss ihrer Stimme in den Gesamt­klangkörper der Stimmmischung. Bei man­chen Liedern stehen die Männer sehr dicht zusammen, schließen den Halbkreis beina­he und fassen mit dem freien Arm um den Rücken des Nachbarn. Auch wenn es dem Zuhörer vielleicht zuerst nicht so vorkom­men mag - alle Lieder sind streng durch­komponiert und haben kaum Improvisati­onselemente. Dies stellt den polyphonen Gesang Korsikas, der eigentlich eine „Volksmusik" im ursprünglichen Sinn des Wortes ist, auf eine Stufe mit klassischer Kunstmusik.

Ein Konzert von A Filetta dauert nur etwa 45 Minuten. Es ist aus vier Kernblöcken auf­gebaut. Die ersten drei bestehen jeweils aus drei Liedern und dauern ungefähr 13-14 Minuten pro Block. Der vierte Block (Schlussblock) ist sehr kurz und dauert nur etwa 3-5 Minuten. Zwischen den Blöcken erklärt Jean-Claude Acquaviva den Inhalt der vorausgegangenen und/oder der nachfol­genden Stücke und erzählt etwas zu ihrem Hintergrund. Die korsischen Ausführungen übersetzt er in der Regel auch ins Französische.

Mit wenigen Ausnahmen sind A Filettas Stücke selbst komponiert, die meisten von Jean-Claude Acquaviva, der sowohl die Tex­te schreibt als auch die Musik komponiert. Die Lieder, die bei einem Konzert zu hören sind, gehören zwei verschiedenen Katego­rien an. Das eine sind die religiösen Ge­sänge, in denen es oft um Tod und Trauer geht. Auch wenn so manches Kyrie nach ei­nem traditionellen Lied klingt, sind viele der religiösen Lieder Neukompositionen. Die zweite Kategorie sind die weltlichen Lieder, die auch als Paghjella bezeichnet werden. Sie können von allen Themen des Alltags handeln, die emotional stark besetzt sind, und die über den Gesang direkter umge­setzt werden können als über das gespro­chene Wort. Die Paghjella ist für Improvisa­tionen offener als der religiöse Gesang, aber Gruppen wie A Filetta neigen dazu, auch die Paghjella-Stücke in einer klar durchkomponierten Linie zu präsentieren, an der lange gearbeitet werden muss, bis sie zusammenpasst und natürlich klingt.

Wer einen Eindruck davon bekommen möchte, kann sich den schönen und sensi­blen Film „A Filetta, Voix Corses" des Regisseurs Don Kent ansehen, den dieser in den Jahren 2000 und 2001 drehte, als er die Gruppe A Filetta eine Zeit lang begleitete.
Polyphone korsische Musik hat vor allem seit den 1970er Jahren eine starke Wieder­belebung erfahren. Diese stand im Zusam­menhang mit der politischen Situation auf Korsika und der Rückbesinnung auf die korsische Kultur. Diese Musik hatte (und hat manchmal noch immer) auch eine poli­tische Dimension, da der weltliche Teil der Lieder (die Paghjella) textlich frei zu gestal­ten ist und auch politische Botschaften transportieren kann. Gruppen wie A Filetta gelang es jedoch weitgehend zu verhindern, dass die Musik für politische Zwecke missbraucht wurde oder ins Folkloristische abrutschte.

„I had the impression of hearing a voice from the entrails of the earth. Song from the beginning of the world." (Es kam mir so vor als würde ich eine Stimme aus den Ein­geweiden der Erde hören. Ein Gesang wie am Ursprung der Weltentstehung.), sagte Dorothy Carrington treffend, nachdem sie an Weihnachten in einer Kapelle im Fiu­morbo polyphonen Gesang gehört hatte. Und kaum jemand, der auf Korsika die Gelegenheit hat, dem Konzert einer guten polyphonen Gruppe zu lauschen, wird einen leisen Schauer vermeiden können, der ei­nem über den Rücken läuft. Die Musik ist wie eine Urgewalt und wirkt bisweilen, als würde sie über dem Zuschauerraum schweben, losgelöst von den menschlichen Kehlen, die diese Laute produzieren. Poly­phone Musik beschreibt Korsika, seine Landschaft und Kultur vielleicht besser als jedes geschriebene Wort es kann.


Aus "Reise Know-how Korsika“ von Wolfgang Kathe

Die Paghjella von der UNESCO geweiht?

Das ist die Frage, die Noël Kruslin in der Ausgabe von "La Corse Votre hebdo" vom 4. April 2008 stellte. "Auf Initiative von einigen führenden Stimmen ist der korsische polyphone Gesang auf dem Weg von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt zu werden. Ein Vorstoß für den Schutz einer immer noch bedrohten Kunst, trotz ihrer im Inselmaßstab weit verbreiteten Ausübung."
Nun, das ist erledigt! Am 2. Oktober 2009 wurde der Fall von der internationalen Organisation angenommen (siehe unten).

Der vollständige Artikel vom 4. April 2008 ist hier wiedergegeben (pdf-Datei)

Das Thema wurde auch von Jean-Pierre Pernaut auf TF1 aufgegriffen: "Die korsischen Lieder als Weltkulturerbe?"

Zu sehen auf 13h.tf1.fr, Rubrik "Magazin der Woche"

Für eine Anerkennung der „Canti in Paghjelle“ durch die UNESCO

Veröffentlicht am 22. Juli 2008 von Corse Matin

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Photo : Mario Grazi

Eine Eintragung der „Canti in Paghjelle“ als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO würde, über die Anerkennung hinaus, die Schaffung von Orten des Austauschs und der Weitergabe ermöglichen.

Letzte Zielgerade für den Sänger Petru Guelfucci, seine Frau Michele und all diejenigen, die seit vielen Jahren für die Aufnahme der korsischen Polyphonie in das Weltkulturerbe der UNESCO gekämpft haben. Ende September wird ein Kandidaturdokument an die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur eingereicht werden, damit die traditionellen Lieder unserer Dörfer in eine Sofortschutz-Liste eingefügt werden.
Gestern, haben die Autoren dieses ehrgeizigen Vorstoßes bei einer Sitzung in Piediggrigio das Projekt den Mitgliedern des Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrats Korsikas (CESC) präsentiert, in Anwesenheit von Simone Guerrini, Exekutivrat für kulturelle Angelegenheiten. Wobei es um die Frage ging, die traditionellen korsischen Lieder weltweit anzuerkennen (siehe an anderer Stelle), aber auch die Festlegung des Ausmaßes von Erhaltung- und Weitergabe... falls die Kandidatur der Insel akzeptiert werden würde.

Neben anderen Faktoren, die mit der Ausarbeitung eines Schutzplans verbunden sind, besteht die UNESCO darauf, dass die von dem Projekt betroffene Gemeinschaft eng eingebunden wird. „Wir möchten die Mitglieder des Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrats, der ja eine Emanation der Zivilgesellschaft ist, für diesen Vorgang sensibilisieren“, sagte Michèle Guelfucci, die sich nicht auf völlig unbekanntem Terrain bewegte. Und sei es nur, weil ihr Mann selbst Berater innerhalb des CESC ist.

Lebendige Kultur

Bei Fragen von Präsident Henri Franceschi wollte Petru Guelfucci so präzise wie möglich sein. "Gegenüber dem Ausdruck Polyphonie, der eine Verwechslungsgefahr schafft, weil er sich auf einen zu großen und ungenauen Komplex bezieht, bevorzugen wir den Begriff Canti in Paghjelle“, unterstrich er.

"Während es der Polyphonie recht gut geht, wie das Entstehen vieler Gruppen beweist, die in korsisch singen, liegen die Canti in Paghjelle im Sterben, und es besteht echte Gefahr für ihre Vielfalt. Diese Lieder basieren auf einem speziellen Repertoire und besonderen Techniken. Drei Stimmen erzeugen ein gegenseitiges Echo, ohne jemals im Gleichklang zu sein, und sie sind eng mit einem religiösen Kontext oder einfacher Geselligkeit verbunden."

Deshalb kommt es nicht in Frage, diese Lieder in einer Zwangsjacke erstarren zu lassen, die ganz wie ein Museum wäre. Die Aufnahme eines solchen Typs von mündlichem „Know-how“ in das immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO setzt voraus, dass es sich auf eine lebendige Kultur bezieht. Und die Mitglieder des CESC, von dem Nutzen dieses Wegs überzeugt, waren besonders empfänglich für die Tatsache, dass diese Anerkennung die Tür zur Schaffung von Orten der Weitergabe öffnen würde.

"Man sollte nicht träumen. Falls es die Anerkennung durch die UNESCO geben wird, werden die Canti in Paghjelle nicht sofort in den Genuss einer allgemeinen Begeisterung seitens der korsischen Bevölkerung kommen. Aber die Maßnahmen, die dank der Unterstützung der Vereinten Nationen vorgenommen werden könnten, könnten sich als entscheidend erweisen", sagt Petru Guelfucci unter Bezugnahme auf das Beispiel der traditionellen sardischen Lieder, die seit ihrer Aufnahme in das immaterielle Weltkulturerbe lebendiger sind als je zuvor.

Während sie den September 2009 erwarten, sind die Initiatoren des Projektes der Unterstützung der Korsischen Versammlung und des Exekutivrats versichert. Einer Unterstützung, die bereits 2005 formuliert wurde, gelegentlich der einstimmigen Wahl der Versammlung, und die gestern von Simone Guerrini erneut wurde.


Sébastien Pisani
 

unesco
Source : Corse Matin du 2 octobre 2009

Der weltliche und liturgische "Cantu in paghjella"

Website cantu in paghjella : http://www.cantu-in-paghjella.com/sommaire.php

messa


und  :

http://www.musicorsica.com/

Die Musikinstrumente : von der Cialamella bis zur Cetera


Die korsischen Polyphonien werden jetzt gefeiert, aber man sollte die Instrumentalmusik nicht vernachlässigen. So begleiten die Cetera, die Pivana, die Pirula, die Cialamella und der Timpanu Tänze und Lieder.
Eine Platte (CD?) zum Entdecken: Cetera, unter der künstlersichen Leitung von Henri Agnel, mit zahlreichen Musikern aus Pigna, darunter Nando Acquaviva, Claude Bellagamba, Jérôme, Toni, Ugo und Nicole Casalonga, Cedric Savelli, Ceccè Guironnet, etc.

cetera


Wir berücksichtigen auch unter den Fachleuten der "cetera" Roland Ferrandi et Migheli Raffaeli.

luthier


Und, im noch mehr über die korsische Lied zu lernen, werden Sie auf der nächsten Seite kurz im Jahr 2007 von einem jungen österreichischen Studenten vorgelegt finden, Margarethe Hlawa im Master of Arts an der Universität Mozarteum in Salzburg.



                                                                                                                      

                                                                                                                      

                                                                                                                      

                                                                                                                      



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